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«Wandzeitung» vom 16.12.2016:

Teil 4:

Moby, der Zirkuselefant.

Wärter Tom und die Zirkusclowns wollten Moby behilflich sein, wie er seine Depression überwinden könnte. Die drei steckten die Köpfe zusammen. Und nach einer Weile lachten sie zusammen. «Darauf müssen wir noch eine Runde trinken», beschloss der Clown und verteilte nochmals drei Flaschen Bier. Samirah, die kleine Schwester von Moby, trottete den Stall auf und ab. Die Zirkusponys warfen ihr nervöse Blicke zu. Wenn sie nur endlich damit aufhören würde, murmelten sie sich zu, aber keiner wagte es laut auszusprechen. Samirah machte sich Vorwürfe, dass sie ihren Bruder beleidigt hatte. Sie hatte ihm gestanden, dass sie sein Programm langweilig finde. Es war doch nur gut gemeint gewesen. Er hatte ja wissen wollen, warum sein Publikum nicht mehr so begeistert war von seiner Nummer. Nun konnte sie nichts anderes tun als sich zu entschuldigen. Und zwar jetzt. Sie ging zu Mobys Wagen hinüber und schaute hinein. Moby lag immer noch regungslos da und hielt die Augen geschlossen. Aber er war wach und wollte einfach nichts sehen. Er hatte seine Lieblingsschwester schon am Schritt erkannt und war ja auch nicht böse, sondern einfach nur traurig. Er wusste, dass sie Recht hatte. «Moby!» – Samirah rief mit einem heiseren Stimmchen. Er rührte sich nicht. Er horchte gespannt. «Moby…», fing sie noch einmal an, «… bitte entschuldige! Ich wollte dir ganz bestimmt nicht wehtun.» Sie lauschte und er lauschte. Sein Herz hüpfte vor Rührung und Freude. Das wusste er doch längst. Samirah drehte sich enttäuscht um und wollte gerade wieder zurück in ihren Stall, da warf sich Moby herum und packte sie mit dem Rüssel am Hinterbein. Lachend brachte er sie zu Fall, so wie er es immer machte, wenn sie zusammen rammelten. Er machte dies natürlich vorsichtig, damit sie sich nicht verletzte. Die beiden pufften und stiessen sich und bewarfen sich mit Stroh. Beide waren froh, dass nun wieder gute Stimmung war.

«Weisst du was», überlegte Samirah laut, «eigentlich wäre das auch eine Nummer. So wie du mich jeweils zu Fall bringst. Das sieht bestimmt witzig aus und schon fast elegant. Vielleicht könnten wir Tom fragen, was er dazu meint. Und ich hätte auch einen kleinen Auftritt mehr.» «Das stimmt!», bestätigte Moby hoffnungsvoll. Und Samirah war froh, dass sie ihren Patzer hatte gutmachen können.

Tom kam daher. «Hier sieht es aber schlimm aus.» Er lachte und die beiden machten ein paar Schritte zur Seite. Tom wischte das Stroh wieder ordentlich zusammen. «Na Grauer, hast du deine Krise überwunden?», fragte er den Zirkuselefanten liebevoll und fing an ihn mit einer Wurzelbürste zu massieren. Samirah drängt sich auch heran, denn diese Behandlung liebte sie genauso wie jeder andere Elefant. «Es geht mir besser, danke», antwortete Moby artig, dehnte sich wohlig und setzte dann zur Frage an, ob sie ihm einmal ein kleines Kunststück vorzeigen dürften, als Testpublikum sozusagen.

Tom war begeistert und überzeugt, dass sich dies gut in die Elefantennummer einbringen liesse. Er versprach, mit dem Direktor zu sprechen. Als alle Elefanten gepflegt worden und die beiden Jungen bei einem Fussballspiel beschäftigt waren, machte sich Tom auf den Weg.


Momo Appenzeller,
16.12.2016, 115. Jahrgang, Nr. 351.

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