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«Wandzeitung» vom 7.7.2017:

Wir können die Verantwortung für den eingesetzten Atomstrom überhaupt nicht übernehmen:

Denn wir wissen nicht, was wir tun!

Das erfreuliche Ja zur Energiewende ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch lange nicht die Lösung. Eine deutliche Mehrheit von 58,2 Prozent, bei einer Stimmbeteiligung von 42,3 Prozent kehrt diesem gefährlichen Strom den Rücken. Wir haben übermässig Atomschrott produziert, und den kann man nie mehr von unserem Erdenrund beseitigen. Wir verantwortungsarmen Menschen glauben naiv oder pragmatisch, dass wir alle Probleme der Welt lösen können, aber wir haben über Jahrzehnte für alle kommenden Generationen absolut verantwortungslos gehandelt. Und ja, es ist längst zu spät, um den Schaden zu beseitigen, wir können ihn nur begrenzen. Wir isolieren krasse Schadstoffe. Und die Katastophe ist geschaffen, gewiss nicht mit Absicht, einfach nur dumm. Auch weil wir glauben, alles besser zu wissen, werden wir überrascht erwachen, wenn wir mit der Realität konfrontiert sind. Und die hinerlässt Müll, den wir nicht wirklich verantworten können.

Immerhin gibt es in 22 von 26 Kantonen klare Mehrheiten für die Energiewende. Sechs Jahre nach der abrupten politischen Richtungsänderung des Bundesrats, nach der Atomkatastrophe von Fukushima, nach einer andauernden Ausmarchung im Parlament, und nach der durch das SVP-Referendum herbeigeführten Volksabstimmung ist nun völlig klar: Die Bevölkerung will sich möglicht bald von dieser zeitlos schädlichen Energie abwenden. Einleuchtend war für die Stimmenden, dass die Geldmittel in die einheimischen, erneuerbaren Energien fliessen sollen.

Allein in den Kantonen Aargau, Glarus, Schwyz und Obwalden ist die Realität mit den unglaublich schädlichen Abfallstoffen, nicht angekommen. Am deutlichsten entschieden sich die Grossstädte und ihre Agglomerationen zu einem Ja, allen voran Genf mit 72,5 Prozent. Indes erreichten auch die Landkantone beachtlich viele befürwortende Stimmen. Von einem Stadt-Land-Graben beziehungsweise von einer Spaltung zwischen industrialisierten und landwirtschaftlichen Spaltung kann also keine Rede sein. Selbst der Röstigraben kam nicht zustande, alle Westschweizer Kantone befürworteten die Vorlage. Sogar die Nutzniesser: die Wasserkraftkantone Graubünden, Tessin, Uri und Wallis entschieden sich für die Energiewende. Hart auf hart wird es jedoch bei den kommenden Gesetzesprojekten gehen. Dazu gehören, laut NZZ, die Neuregelung des Wasserzinses, die Massnahmen zur Stützung der Wasserkraft, die Neuregelung des Strommarktes und die Frage eines CO2-Lenkungssystems, das auch den Verkehr umfasste.

Die Stimmbeteiligung lag bei 42,3 Prozent, der Ja-Anteil bei 58,2 Prozent. Demnach findet ein relevanter Anteil der Urnengängerinnen und Stimmberechtigten, nämlich 41,8 Prozent aktive Schweizerinnen und Schweizer den Atommüll für ein vernachlässigbares Problem. Dies, obschon wir Bürgerinnen und Bürger die Verantwortung für diesen von uns produzierten Atommüll schlicht gar nicht übernehmen können. Alle kommenden Generationen werden diese mehr oder weniger sichere Lagerung mit grosser Sorge begleiten. Verantwortung ist laut Ambrose Bierce eine abnehmbar Last, die sich leicht Gott, dem Schicksal, dem Glück, dem Zufall oder dem Nächsten aufladen lässt.


Guido Blumer,
7.7.2017, 116. Jahrgang, Nr. 188.

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