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Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
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«Wandzeitung» vom 21.7.2017:

Wenn ein Liebhaber auftaucht, ein Sohn jung stirbt – also Liebe, Tod und Teufel durchs Leben streunt:

Mögen Sie in einer Situation stecken?

Die Liebe ist ja nur deshalb so wunderschön schwierig, weil sie allemal zwei Haltungen, beziehungsweise zumindest zwei Gefühlsebenen mit einbeziehen muss. Zwei Menschen, zwei Wahrnehmungen. Ohne diese emotionale Doppel- oder Mehrfachhaltung geht ja freilich gar nichts. Hauptsache, man hat eine Situation, auf die man sich grundlos oder mit Bezug zu einem Ereignis berufen kann. Doch mit geht mitunter auch alles – also auch die Situation – vor die Hunde! Beziehungsweise: Die Sach- oder Gefühlslage landet in einem schwarzen Loch. Mit dieser Aussage behaupte ich nicht, dass Hunde gefühllos sind und Frauen wie Männer jede Beziehung gewaltsam beerdigen. Es kann halt im Leben aller aktiven Herzen, wohl auch in demjengen der Katzen, Hunde, Affen und Giraffen, so eine Situation entstehen. Monate- oder jahrelang! Ein Männlein kann ein glückliches Leben in sogenannten Umständen leben, genauso wie weibliches Wesen überfallartig alles anders fühlt, in der Spontanität Besseres erwartet oder zu verdienen glaubt. Alle Menschen verstehen, was gemeint ist, und sie wissen doch nichts. Gar nichts! Man meint mit Situation immer auch Gegebenheit, Gesamtlage, Konstellation, Position, Stand, Umstände, Verhältnisse und weiss Gott welche lüsternen Geschichten damit auch noch gemeint sind. Doch die Situation ist nach meinem Geschmack schon die geilste Variante. Allerdings trifft es begehrlich auch und erregt, gierig, triebhaft, verlangend, scharf, spitz, wollüstig oder so ein widerliches Zeugs.

Also ich bin im Moment in der Situation, dass sich diejenige meiner Frau verändert hat und damit auch meine. Das kann halt manchmal glücklich zusammenhängen oder auseinander driften, weil das Leben auch fürchterlich kompliziert sein will. Und niemand weiss warum. Allerdings kann freilich eine Situation niemals denken, sie entsteht einfach so. Obschon es wohl auch nicht schädlich wäre, wenn man die Situation gar nicht erst entstehen lassen würde. Das Leben ist schon ohne nicht ohne. Wenn Du mir also am Obertor begegnest, weisst Du blitzartig oder unartig, dass ich jetzt in einer Situation stecke, und nicht mehr unbedingt einen Namen trage. Ich muss also nicht mehr zwingend als Guido gegrüsst werden, treffender ist, na ja, das sollte jetzt ja wohl klar sein, was mein Liebelingsname wäre, für den Rest meiner Lebenszeit auf der Mutter Erde oder auch nur ein paar lange Augenblicke. Die machen nämlich ihren Job gut, nur wer zur Situation wird, hat im Leben versagt und ist verzagt. Wer singen kann, der singe; wer spinnen kann, der spinne. Wes Brot ich ess’, des Lied ich sing, ich mag das Leben eben, ob’s hübschli ist oder auch nicht ganz dicht, es muss immer eine Siutation geben.

Ich gebe es lebensfroh zu: Situationen können von mir aus die schmutzige Eulach runterfliessen oder die sauberere Töss, den noch zügigeren Rhein und ersaufen, mir ist ein Leben ohne Situation allemal sehr viel lieber als mit ... Doch Glück, ein Zusammentreffen von guter Vorbereitung und günstiger Gelegenheit, liegt mir allemal noch mehr am Herzen, weil es eine Belohnung ist, die nur jenen zuteil wird, die sie nicht gesucht haben.


Guido Blumer,
21.7.2017, 116. Jahrgang, Nr. 202.

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