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«Wandzeitung» vom 21.8.2017:

Ob Berufsverlust, ob Liebesleid, Beeinträchtigung der Gesundheit oder Pech mit den Moneten:

Wer verloren hat, wird auch gewinnen!

Keine Frau ist per se eine Verliererin, kein Mann voll ein Versieber, jeder Mensch hat gute und weniger gute Momente oder Phasen im Leben. Allein ein Mensch, der Fehler macht, kann Nutzen aus seiner Lebenserfahrung ziehen, analysieren, was falsch gelaufen ist, und seine Schlüsse ziehen, sich durch das Gelernte verändern. Möglichst zum Besseren! Ernst Schröder hat weiland verbreitet, dass diejenige ungewählte Person eine gute Verliererin oder ein brillanter Verschussler ist, die oder der sich der Niederlage zum Trotz gewählt ausdrücken will und kann.

Wenn eine Erwerbstätige oder ein Broterwerber plötzlich auf der Strasse steht, weil die Arbeitgeberin oder der Boss eines Unternehmens der schlechten Auftragslage entsprechend Arbeitsstellen streichen muss, gibt es freilich Gewinnerinnen und Verlierer, beziehungsweise die Gruppe, welche entlassen wird und jene, die weiter im Betrieb mitwirken darf. Das kann wohl auch im Einzelfall eine harte Übung für die Entscheiderin oder den Bestimmer sein. Ämel gibt es in dieser Phase eines Arbeitsplatzverlusts zweifellos allemal traurige Leidtragende und enttäuschte Opfer. Peter Altenberg macht es sich zu leicht, mit seiner Behauptung: Arbeit sei eines der grössten Dinge der Welt; wir sollten uns deshalb einiges davon für morgen aufsparen. Er scheint jedenfalls kein Unternehmerblut in seinen Adern zu haben. Immerhin hat der berufslose Mensch, wenn er denn konstruktiv denkt, an jedem weiteren Lebenstag die Chance, wieder eine Aufgabe zu finden.

Beim Liebesverlust ist alles ganz anders: Auch wenn Anonymus zynisch behauptet, «Liebe sei bloss ein Trick, um die Art zu erhalten», ist dieser Zauber doch das Schönste aller Gefühle. Der Verlust dieses Lebenselexiers beziehungsweise des Wunder- und Zaubertranks, der das Leben und die Liebe entflammen lässt und mitunter über lange Zeit erhält, den Menschen das Sein lebenswert erscheinen lässt, hinterlässt wohl auch die happigsten Trauergefühle, wenn die Liebe bricht und der Kummersaft dauerhaft aus den Augen fliesst. Doch immerhin bescheint die Sonne Tag für Tag das traurige Herz, so dass es über Nacht wie ein Blitz zwei Herzblätter wärmen kann.

Gesundheitsprobleme können freilich auch plötzlich ins Leben schneien, und dem menschlichen Geschöpf den Alltag mit innerer Kälte Schmerzen quälen. Gesundheit ist etwas, das Leute verlieren, während sie darauf trinken. Allerdings ist dies im Mass kein Problem, kann sogar Lebenqualität produzieren, beziehungsweise das erträgliche, manchmal sogar angenehme Gleichgewicht unserer Krankheiten erhalten.

Gemäss Marie von Ebner-Eschenbach ist Gelassenheit die angenehmste Form des Selbstbewusstsein, bei jeder Problemstellung. Da kommen wir freilich an der Kohle nicht vorbei, also den Schweizer Fränkli. Wir halten uns am Liebsten ganz toll an die Geizhälse, also die Menschen, welche wie Bettler durchs Leben gehen – aus Angst, einer zu werden. Und uns ist auch die Haltung nicht fremd, dass einem Schweizer nach Abzug der Steuern noch ein Fünfer bleibt. Wer’s glaubt. Das gilt wohl auch für jeden Lotto-Spieler, der von seinem Millionengewinn träumt.

Ich halte mich an die schlichte Weisheit: Wer verloren hat, wird auch gewinnen.


Guido Blumer,
21.8.2017, 116. Jahrgang, Nr. 233.

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