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Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
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«Wandzeitung» vom 21.9.2017:

Wenn differierende Politscharen konstruktiv wirken, entwickelt sich die aktive Welt zur Staatskunst:

Die Politik muss schöpferischer werden.

Als ich in den Siebzigerjahren Sozialdemokrat wurde und ein Dezennium später die von mir so bewunderte Partei im hiesigen Gemeinderat vertreten durfte, war mir klar, dass mein politischer Antrieb alle Menschen betreffen muss. Also auch Andersdenkende: Freisinnige, Christdemokraten, Volksparteiliche, Linke, beziehungsweise Rote und Grüne, Rechte und Mittelprächtige oder perfekte Revoluzer. Ich wünschte mir voll naiv, dass alle Geschöpfe die gleichen Rechte und Pflichten haben müssen! Das ist zwar ein idealistisches oder träumerisches Ziel, aber ich war eh und je ein Freund aller Menschen. Woher sie kommen und wohin die auch immer politisch und menschlich hin wollten, ich hatte und habe tiefen Respekt von deren Gang durchs Leben. Und je älter ich werde, je demütiger werde ich.

Na ja, ich kann als Mensch im Pensionistenalter nicht mehr in Gut und Böse unterscheiden. Das heisst, ich will das gar nicht mehr! Jedes Individuum ist im Grunde genommen perfekt, gibt sein Bestes, will vielleicht sogar Spuren hinterlassen, oder im Gegenteil niemals anecken, also gar nicht wahrgenommen werden. Parteilichkeit ist mit gutem Recht nicht das Ding aller Menschen. Was mir allerdings gefällt ist, dass das Pateiensystem dem Untergang geweiht ist.

Niemand kann doch von sich behaupten, dass sie oder er die Wahrheit innerhalb eines politischen Denksystems formatiert und eingefroren hat, niemals den letzten menschliche Punkt setzt. Wir müssen täglich über uns hinauswachsen. Wir leben nicht dafür, dass wir uns den Magen vollschlagen oder volltrinken, unser Leben fordert von uns alltäglich eine Auseinandersetzung, welche die Menschheit weiter bringt. Wir sind immer nur ein Furz im Hintern, und wir haben die verdammte Pflicht, nicht zu bestimmen was gut und böse ist. Wir haben darüber nachzudenken, wer wir sind, wo wir sind, warum wir sind. Ämel sind wir nicht einfach so auf der Welt.

Politische Reibereien sind gewiss ein Segen. Niemals hat eine Einzelperson einfach vollends recht, es bedarf der Rede wie der Widerrede und des Hörens und Verstehens. Neigen wir uns mal über die Parteiprogramme unserer Zeit, sie werden uns nicht weiter bringen. Es wird immer eine politische Völkergruppe geben, die allein den Menschen ins Zentrum stellt, aber es ist auch so, dass sich andere Gruppen – etwas hart ausgedrückt – nur um die Kohle kümmern. Es muss die Zeit kommen, während Freisinnige realisieren, dass in jedem Leben der Mensch, das Tier, die Pflanze wie die Natur im Zentrum des nachvollziehbaren Lebens stehen, und es müssen Sozis anerkennen, dass das gottverdammte Leben teuer ist.

Wenn die Menschheit versteht, dass Parteiprogramme kein einziges Problem lösen, weil die zu eigensinnig oder gradlinig sind und einem isolierten Denken entspringen, beziehungsweise aus dem eigenen Blickwinkel betrachtet werden, kann Hoffnung aufkommen, dass es die Menschheit schafft, über sich hinaus zu wachsen. Anonymus hat es ausgesprochen, dass Weisheit das Resultat unserer Erfahrungen ist, die ihrerseits das Resultat unserer Dummheiten sind.

Weise, weise.


Guido Blumer,
21.9.2017, 116. Jahrgang, Nr. 264.

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