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«Wandzeitung» vom 5.10.2017:

Wie bildet sich Burnout?

Warum lasse ich das zu?

Über Burnout wird viel gesprochen und viel gelehrt. Wir sind eine Bildungsstadt. Doch ganz ehrlich die Hand auf die Brust: Wissen wir oder ist uns bewusst, dass wir unsere Stadt auf Burnout bauen? Mit dieser Frage mache ich Burnout zu einem unsichtbaren Phänomen; mehr noch: Ich haue das Phänomen in Grund und Boden. Unsere Stadt ist verbrannt, ausgebrannt und sucht verzweifelt nach neuer Energie. Die Kraftplätze finden sich auf Schlacken in Neuhegi und in Töss. Häuser und Quartiere werden gebaut, Winterthur wird vergrössert. Kontrapunkte sollen die Lokstadt zur Altstadt, Neuhegi zu Niederwinterthur sein.

Wie bildet sich Burnout? Ganz einfach – aus Schlacke. Der Körper wird von innen heraus verbrannt. Irgendwann mag er nicht mehr. Die Zellmembranen sind verstopft. Kapillaren, Lymphen, Venen und Nerven im wichtigsten Lebensorgan, dem Bindegewebe vermögen die Reinigung nicht mehr zu garantieren, genauso wenig wie das Flusssystem in Winterthur. Die Abwasserkanäle werden zwar erneuert, auch das Frischwasser wird in neue Röhren verlegt. Aber der Nährboden von Winterthur! Findet er Beachtung? Ja, wer ist überhaupt der Nährboden von Winterthur? Warum ist er verbrannt? Weshalb kommen wir nicht mehr vom Fleck? Was hindert uns, Fortschritte zu erzielen? Weshalb fallen unsere Projekte immer wieder zurück und wenige treiben voran. Wer treibt welche Projekte voran und weshalb? Um als Stadt ins Burnout zu laufen?

Der Grund und Boden hat uns längst in der Oberfläche erreicht. Nicht mehr wir Menschen sind für den Atem dieser Stadt da, sondern die Stadt bestimmt, wie viel wir atmen. Das ist genau so, wie wenn die Schlacke sich im Körper einzukapseln beginnt. Dann bestimmt der Krebs wie lange wir noch leben, ausser es gelingt uns, ihm den Nährboden zu entziehen. Vor dieser Frage steht Winterthur. Gelingt es, unsere Stadt sich aus dem Burnout zu befreien? Warum lassen wir es zu, die Prinzipien einer lebendigen Stadt zu ignorieren und stattdessen Entscheidungen zu treffen, die jeglichem Gespür für wahre Entfaltung und Entwicklung zuwider laufen? Wenn das Burnout unserer Stadt im Grund und Boden liegt, dann gilt es die Geografie zu beachten. Wo liegen die wahren Kraftpunkte der Stadt. Wie verhalten sie sich zueinander? Welche Kraftlinien verbinden Winterthur? Welche Geschichte steckt dahinter? Wie planen wir unsere Stadt, damit sie nachhaltig lebt? Können diese Fragen mit dem Städtebau beantwortet werden?

Nein. Denn die Antworten sind in Mathematik versteckte Meinungen. Es sind Algorithmen, welche uns eine faire und nachhaltige Stadtentwicklung vorgaukeln. In Tat und Wahrheit stecken aber Menschen dahinter, die eine Prosperität der Stadt Winterthur auf wenige Faktoren reduzieren, die sich in erster Hand auf ihr Studium, aber nicht auf Winterthur beziehen. So wird Winterthur zu einem Übungsfeld, das grosse Risiken in sich birgt. Das grösste Risiko ist das Burnout der Stadt. Es fehlt ihr die Kraft, die geplanten Werke zu tragen. Woher ich das weiss? Schlendern Sie doch einfach auf Grund und Boden durch Winterthur. Sie werden sich entscheiden!


Heiner Dübi,
5.10.2017, 116. Jahrgang, Nr. 278.

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Standpunkte:

7.10.2017, 07:59 Uhr.

Haymo Empl schrieb:

Einwände? Schwierig. Der Grosse Gemeinderat ist ein Gremium, in welchem Ideen für ein Winterthur ohne Burnout diskutiert und auch umgesetzt werden könnten. Die Ratsmitglieder gehören einer Partei an - es gäbe noch viele andere Menschen mit guten Ideen ohne Parteimitglied zu sein. Dazu gehören auch die Schreiber und Schreiberinnen der Wandzeitung. Vielleicht liesse sich ein "Winterthurer Rat" bilden, welcher gute Ideen für Winterthur entwickelt?


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