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«Wandzeitung» vom 2.12.2017:

Blut-Ernte, Teil 3 von 3:

Spende Blut – rette Leben oder „Das Blut der Armen im Arm des Reichen?“

Vom 8. – 14. Oktober waren die Internationalen Tage des Plasma spendens. Was ist Plasma und was verbirgt sich hinter dem ganzen Thema des Blut spendens?

Die meisten machen sich gar keine Gedanken darüber und die Spende ist für sie ein Akt der Nächstenliebe. Hinter der ehrenvollen Blutspende verbirgt sich jedoch eine riesige Maschinerie. Das Blut gilt als „flüssiges Organ“ und ist für uns kostbar wie Gold. Es ist Bestandteil unsere Immunabwehr, Transporteur für Luft und Stoffwechsel, sowie reguliert es die Körpertemparatur. Es besteht aus roten Blutkörperchen, Blutplättchen und Plasma. Dieses ist z. B. für die Herstellung von Medikamenten ein wichtiger Grundstoff. Inzwischen ist es möglich, das Plasma gleich während der Spende abzuspalten.

Bis zur Ankunft beim Bedürftigen ergeben sich teils undurchsichtige Wege. Eine Reportage mit dem Titel: „Das Geschäft mit dem Blut“, ausgestrahlt im März 2017 bei arte, bringt etwas Licht ins Dunkel. Sie führt uns zur internationalen Firma Octapharma Plasma. Ihre Mission: For the safe and optimal use of human proteins - Zum Schutz und optimalen Gebrauch von menschlichen Proteinen.

Da die Firmenleitung nicht zu sprechen war, auch nicht in der Schweiz, befragten die Journalisten Menschen in Cleveland, die sie unmittelbar neben dem Firmengelände antrafen. Diese waren vorwiegend Spender. Octapharma Plasma entschädigt jede Spende mit 20 Dollar. Das Zentrum ist 7 Tage die Woche geöffnet und zahlreiche Randständige leben vor allem von dieser Einnahmequelle. Bei den Internet-Fragebögen zum Gesundheitszustand kann man ankreuzen, was man will. Die Angestellten messen lediglich den Blutdruck. Wenn jemand zusammenbrechen würde, störte dies nur den Ablauf. Die Spender erhalten eine Kreditkarte, auf die dann abgerechnet wird. Mit diesem Anreiz gibt es Menschen, die 2x die Woche zum Abzapfen gehen. Einer meinte selbstironisch, es sei, als ob man als Kuh gemolken werde. Im Spenderaum steht Liege an Liege.

Mitarbeiter von Swissmedic, die den Medikamenten-Handel überwachen, berufen sich auf ihr sogenanntes „Plasma-Masterfail“ und wusste angeblich nichts über diese Handhabung. Die Plasma Master File (PMF) ist eine Zusammenstellung aller erforderlichen wissenschaftlichen Daten zur Qualität und Sicherheit von menschlichem Plasma, die für Arzneimittel, medizinische Geräte und Prüfpräparate relevant sind welche menschliches Plasma bei ihrer Herstellung verwenden.

Diese Daten decken alle Aspekte der Verwendung von Plasma vom Sammeln bis zum Plasma-Pool ab. Das PMF ist innerhalb der EU gültig und wurde 2003 erstellt. Von der Angst über „unsauberes Material“ will Swissmedic nichts wissen. Die Risiken seien viel zu gering. Fact ist; Blut spenden ist lebenswichtig. Wer jedoch alles daran verdient, ist unklar.

Die WHO sieht die Problematik der bezahlten Blutspende auch und würde es begrüssen, wenn sich jedes Land selber versorgen könnte. Aber leider ist das eine Utopie.


Momo Appenzeller,
2.12.2017, 116. Jahrgang, Nr. 336.

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