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«Wandzeitung» vom 18.12.2017:

Kinderbetreuung:

Arbeitsplatz Quali-Kita versus Hort.

Nach 8 Monaten Teilzeitarbeit in einer Winterthurer Quali-Kita durfte ich einen Tag lang in einem Hort arbeiten. Ich brauchte diesen Vergleich, sagte man mir doch, im Hort sei der Druck nicht ganz so hoch. Meine Ausgangslage für beide Betreuungsjobs sind dieselben. Eine Ausbildung habe ich keine. Ich bringe Erfahrungswerte als ehemals allein erziehende Mutter mit. Meine Söhne sind erwachsen, inzwischen bin ich Grossmutter.

Was bedeutet Quali-Kita? Das Qualitätslabel bekommen nur Kitas, die folgende acht Pfeiler im Leitbild verankern: Im Zentrum steht das Kind. Rundherum sind angegliedert; 1. Entwicklungs-, Unterstützungs- und Lernaktivitäten, 2. Beziehungen und aufeinander bezogenes Handeln, 3. Dazugehörigkeit und am Erfolg des Unternehmens teilhaben, 4. Elternbeteiligung und -zusammenarbeit, 5. Sicherheit, Gesundheit, Ausstattung, 6. Personal und Qualifikation, 7. Management und Administration, 8. Leitbild, Programm, Regeln. Was für die Kids eine ganzheitliche Betreuung nach strengen Richtlinien bedeutet, erfordert vom Personal ein überdurchschnittliches Engagement, ein ständiges Mitdenken und Entwicklungspotential. Die Qualität wird regelmässig überprüft. Die Praxis der FaBe-Lehrstelle ist auf dem neusten Stand.

Ich arbeitete als Praktikantin in der Babygruppe. Die Einführung erfolgte sorgfältig. Ich wurde lange einer Schulabgängerin gleich gestellt. Die Intimshpäre der Kids ist das höchste Gebot. So durfte ich erst nach vier Monaten selbstständig wickeln. Täglich gibt es ein Baby-Journal zu führen. Jede Nahrungsaufnahme muss detailiert protokolliert werden, Erlebnisse, auch Schlafzeiten und Stuhlgang. Entwicklungsschritte müssen mit Fotos dokumentiert werden. Rituale erleichtern die Kindsübergabe, Jahreszeiten und Feste werden mit Spiel und Gesang verinnerlicht. Gesunde Ernährung und frische Luft sind wichtig. Dass ich einmal an einem Förderplan für ein Kind mitwirken durfte, hat mir besonders gefallen.

Im Hort herrschte durch Krankheit Personalmangel. Sofort wurde ich in die Betreuungsarbeit integriert. Ich übernahm Haushaltarbeiten (wie in der Kita) und betreute 4 Kindergartenkinder beim Mittagstisch, begleitete andere in der Malecke und hielt den Überblick im Legobereich. Da war kein langsames Annähern möglich. Es kommen über 100 Kinder in der Woche, im Alter zwischen 4 und 13 Jahren. Entsprechend vielseitig ist der Umgang. Die einen sind nur über die Mittagszeit da oder nach der Schule. In die Tiefe gehen kann man da kaum. Unkompliziert geht man auf die Bedürfnisse der meist gemischten Altersgruppen ein. Während die einen Bewegung brauchen (wir tobten in der Turnhalle), zogen sich andere mit einem Bilderbuch oder Hausaufgaben zurück. Ich spürte tatsächlich weniger Druck. Der Kita-Job hatte mich in ein Burnout manövriert. Im Hort war es auch streng, aber auf eine andere Art. Die Strukturen waren einfacher, der Umgang lockerer.

In beiden Betreuungsformen finde ich die Kinder gut aufgehoben. Generell ist auffällig, dass zu wenig Gelder zur Verfügung stehen, um mehr Personal einzustellen. Darum ist die Krankheitsrate durch die Dauerbelastung gross.


Momo Appenzeller,
18.12.2017, 116. Jahrgang, Nr. 352.

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