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«Wandzeitung» vom 3.1.2017:

Essen und Trinken:

Die Ernährungspyramide im Neuen Jahr.

Weihnacht ist vorbei, Sylvester und Neujahr auch. Wir haben gut gegessen, genug und wahrscheinlich zu viel. Da kommt mir dann meistens die Ernährungspyramide in den Sinn, die wir in den Schulen und in einschlägigen Publikationen finden: schön farbig und gesund. Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung gibt eine Lebensmittelpyramide heraus, mit genauen Begründungen. Zwischen Weihnachten und Neujahr sind diese Ratschläge allerdings den meisten Menschen ziemlich egal: Man isst festlich und reichlich, und trinkt dazu. Gerade sehe ich, dass man Alkohol nur mit Massen und Vorsicht geniessen soll. Das begreife ich, denn ich tinrke grundsätzlich keinen Alkohol, sondern lediglich Wein, Bier, Prosecco oder Grappa. Mit Alkohol in seiner reinen Form kann ich nichts anfangen.

Aber einmal von vorn, das heisst von unten angefangen: Das Bundesamt für Lebenmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV, hätten Sies gewusst?) betont bei der farbenfrohen Pyramide, dass ausgewogenes und genussvolles Essen (und Trinken!) Teil eines gesunden Lebensstils ist. Wieviel das in Mengen ist, kann man im Kleingedruckten lesen. Mag. Waltraud Tiefenböck weiss, dass Erwachsene jährlich etwa 100 kg Fleisch essen, was grundsätzlich viel zu viel sei. Leider habe ich nun in den letzten Tagen mein Kontingent stark überzogen, dafür bin ich bei Früchten und Gemüsen bedauerlicherweise ganz im Minus, und das bleibt das ganze Jahr hindurch so. Denn ich nehme niemals fünf Portionen Gemüse oder Früchte pro Tag zu mir, das wird ja überall so penetrant empfohlen. Ein einziger Autor kommt mir da entgegen und entlastet auf wundersame Weise mein schlechtes Verhalten und Gewissen: der Franzose Hervé Juvin. In seinem spannenden und lesenswerten Buch «Le gouvernement du désir» kann man lesen, dass ein Nicht-Bio-Apfel 30 chemische Prozeduren hinter sich hat, und mit circa 34 Pestiziden behandelt wird, damit er im Coop und im Migros auch unter der Folie wunderbar glänzend und prall aussieht. Die Produzenten – sagt er, und meine bescheidene Erfahrungen im Verzehr dieser Früchte bestätigen dies – haben den Früchten und einigen Gemüsen zugunsten der Haltbarkeit jeden Geschmack und Gehalt genommen: Äpfel, Birnen etc. haben beinahe keinen Geschmack mehr. Juvin warnt vor dem ausgiebigen Verzehr von drei bis fünf Portionen pro Tag. Garantiert sei damit einzig die unkontrollierte Zufuhr von Pestiziden, die unsere innere Flora und Fauna nachhaltig verändern und stören würden und zudem negative Folgen für unser endokrines System haben kann. Das Bundesamt weiss genau, was eine Portion bedeutet (da bin ich echt froh): eine Handvoll ist es beim Gemüse beispielsweise. Probieren Sie das einmal mit Karotten und mit Nüsslisalat! Zuoberst auf der schönen Pyramide thronen die Snacks, Süssigkeiten und alkoholische Getränke, aber auch Butter und Streichfette. Da soll’s dann maximal EINE Portion pro Tag ertragen.

Neujahr ist vorbei; Lachs, Champagner und Prosecco haben Sie sicherlich genossen (ich auch). Bitte nehmen Sie sich nicht vor, die Lebensmittelpyramide abzuzeichnen oder anzuwenden. Betreffend Nebenwirkungen fragen Sie bitte den Arzt Ihres Apothekers.


Andre Bernhard,
3.1.2017, 116. Jahrgang, Nr. 3.

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