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«Wandzeitung» vom 3.3.2017:

Kurz – klar – wahr:

Lieber Hausi ...

Wir sind gleich alt. Aber nicht gleich erfolgreich. Zwar haben wir im fast gleichen Jahr unsere «Firma» gegründet: du dein Geschäft und ich meine Familie. Du hast 1200 Mitarbeiter, ich keinen einzigen. Deine Firma macht 100 Millionen Umsatz pro Jahr. Mein Umsatz ist um einiges 10000fach weniger. Du hast mit null angefangen, ich auch. Du gehörst zu den 300 reichsten Schweizern. Ich nicht.

Am 16. Januar bist du 76 geworden – und hast hoffentlich toll gefeiert ... diesen Ruf hast du ja! Die Medien feiern dich als Playboy und als Schauspieler. Du hast in 38 Filmen mitgewirkt, einige davon waren «Tatort». Und dazu eine Firma geführt, die immer Gewinne abwarf.

Deine Prinzipien sind kurz, klar und wirkungsvoll. Ok, einige sind nicht ganz einfach umzusetzen oder schlicht unangenehm. Aber sie wirken und sind – oder wären – für alle umsetzbar. Die meisten davon habe ich mit meinen Klassen durchgenommen, man müsste sie in den Lehrplan 21 aufnehmen.

Einer der ersten Grundsätze betrifft die Berufswahl ziemlich genau: Bei uns fragt man ja meist zuerst: Was machst du gerne? Und dann schau im LENA nach, wo’s eine Lehrstelle gibt. Du sagst es anders: Kein Mensch hat mehr als zwei starke Begabungen. Finde heraus, welche deine zwei Begabungen sind. Und dann mach das. Der nächste Satz macht vielen Mühe. «Erscheine immer pünktlich zu deinen Abmachnungen und zur Arbeit.» Oder: «Benütze keine Kreditkarten». Das geht vielleicht bei dir, weil man dich kennt. Aber wenn ich versuchen würde, einen Flug oder ein Hotel ohne Kreditkarte zum buchen, dann ginge das mit Sicherheit in die Hose. «Schau die Scheine an, wenn du zahlst, sonst verlierst du die Kontrolle über das Geld und verschuldest dich.»

Und hier noch einer für die unangenehmen Fälle, die einem halt hie und da passieren: «Bleibe gelassen und ruhig, wenn du von der Polizei kontrolliert wirst.» Dass man dabei Angstschweiss kriegen kann oder kalte Füsse, davon sagst du nichts ... Fürs Lämpenwetter oder verkrachte Situationen: «Streite nie am Telefon. Wenn man sich versöhnen will, muss man sich in die Augen schauen.» Und ins Album einiger meiner Lehrerkollegen und -Kolleginnen: «Schau auf dein Äusseres, zieh dich anständig an.» Du kannst uns Vorbild sein: Zwar habe ich nicht wie du die ganze Zeit eine riesige Zigarre im Mundwinkel. Aber man muss schon sagen: Weiss steht dir! Es muss ja nicht gerade topmodisch sein, einfach sauber und korrekt. Das würde in vielen Fällen Schminke Wunder wirken ...

«Steh einmal pro Woche auf die Waage. Mach ein wenig Sport.» Und da hast du für dich ein wunderbares System: Falls die Waage dann mal 200 Gramm mehr anzeigt, legst du eine 24-Stunden Whisky-Pause ein. Bei mir sind es leider meistens dann nicht 200 Gramm sondern etwa ein Kilogramm. Da muss ich dann wahrscheinlich – da ich kein Whisky-Trinker – bin zwei oder drei Wochen Bier- und Weinabstinenz einschalten ...

Der letzte Tipp ist eher ungewöhnlich bis unangenehm: «Wenn du 70 oder älter bist und deine Freundin 20 Jahre jünger, dann machst du dich zum Affen.» Tja. Aha. So!

 


Andre Bernhard,
3.3.2017, 116. Jahrgang, Nr. 62.

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