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«Wandzeitung» vom 3.6.2017:

Facilitator:

Facilitator? Wie bitte?

Ein Facilitator macht es einfach einfacher. Im Google-Übersetzer wird gesagt, dass ein Facilitator ein Moderator sei. Das brauche ich nicht, aber einen Vereinfacher, der mir das Leben, Organisieren und Verhandeln leichter macht, das schon. Mir macht man häufig ein negatives Kompliment: Ich sei zwar nicht ein Facilitator, aber ein «terrible simplificateur», das heisst nichts anders, als dass ich (scheinbar?) Sachverhalte verkürzt darstelle, so vereinfacht, dass es zwar alle verstehen, jedoch vieles, offenbar auch Essentielles, fehlt. Das stimmt, hat aber den Vorteil, dass meine Schülerinnen und Schüler mich (meistens ...) verstehen.

Jetzt aber zum Facilitator: Viele von uns wären froh, in gewissen Situationen über einen gewieften Vereinfacher zu verfügen. Die meisten kosten Geld und bringen nicht sehr viel. Nein, ich denke nicht an die Firmen, die in Krisensituationen zum Beispiel Elternabende oder Diskussionen «vereinfachen» (Alles Müller, oder was?). Auch nicht an die Lobbyisten, die zwar oft einiges «ringer» machen, ja, auch einfacher. Ich denke hier an Didier, der mir als gewiefter Facilitator in Marokko hilft, in einem Land, in dem vieles anders funktioniert als hier. Didier, ein Deutscher, lebt seit 14 Jahren in Marokko und macht nichts anderes, als Europäern Sachen zu erleichtern, zu vereinfachen.

Interessant ist, wie man auf Didier kommt, denn er macht keine Werbung, er führt lediglich einen Blog, auf den man stösst, wenn man Genaueres über Marokko wissen möchte. Didier weiss, wie’s läuft, wo man aufpassen muss, wo schmieren, wo warten. Jetzt gerade sei Ramadan, da müsse man nichts wollen in Marokko, aber die Behörden würden schon noch ein wenig arbeiten.

Was verdient ein Didier in Marokko? Wenn man fragt, kriegt man eine schöne und ungewöhnliche Antwort. «Kann dein Herz – sagen wir – mit 2000 Dirham mir entgegenkommen? Es soll dich aber nicht in Ohnmacht fallen lassen, ich helfe dir auch so weiter.» Das ist aussergewöhnlich, wie auch die Hilfe, die mein Facilitator bietet: Gegenwärtig verhandelt er mit Ämtern um zu prüfen, welche Bewilligungen es braucht, um in Marokko arbeiten zu können und liefert detaillierte Antworten. Er sucht ein Haus mit acht Zimmern und hat bereits Fotos von diversen Objekten geschickt. Er kennt Berber-Familien, welche meine «Kandidaten» einen Tag pro Woche aufnehmen, damit sie eine Ahnung bekommen, was «einfaches Leben ohne Geld» heisst. Und wie man trotzdem zufrieden oder gar glücklich sein kann.

Er tut das für mich, weil ich im Herbst eine Time-Out-Gelegenheit für hiesige Jugendliche aufmache, für Menschen, die in Schule und Elternhaus Pech hatten, so genannt «austherapiert» sind und in unseren Institutionen wenig Platz finden. Sie werden jeweils für 12 Wochen (das ist die ordentlicheTime-Out-Zeit) in Marokko leben und arbeiten. Didier hat Arbeitsmöglichkeiten in Webereien und Schreinereien gefunden, auf die ich von ferne natürlich niemals gekommen wäre. Und für die Girls die Aussicht als Helferinnen in einem Waisenhaus.

Facilitatoren bieten viele interessante Möglichkeiten bei Projekten und Realisierungen – umsetzen muss mans dann aber schon selbst ...

 


Andre Bernhard,
3.6.2017, 116. Jahrgang, Nr. 154.

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