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«Wandzeitung» vom 19.10.2017:

Nie mehr waschen:

Unterhose, gebraucht.

Beat Schlatter hat es herausgefunden: Seine gebrauchte Unterhose wird versteigert. Eine Auktion, die es bisher im Auktionshaus COOP nicht gegeben hat. Beat Schlatter habe die Unterhose in seinem neuen Film gebraucht, Sie erinnern sich: Er flitzt nackt durch die Szene. Zuhause hat er mit einer Socke, die er sich über sein Ding stülpt, geübt. Er wollte wissen, ob sie beim Rennen hält. Aber die Unterhose, die dann vorkommt, die muss er nun nicht mehr waschen: COOP versteigert sie für ihn. Was für eine tolle Werbeidee! So originell, so faszinierend: Man stelle sich vor, da ersteigert man für vielleicht 300 Franken eine ungewaschene Unterhose. Was macht man dann damit? Einrahmen? Einfach so auf das Büchergestell legen, eventuell mit einer Etikette: "Schlatters Slip, 2017, unsigniert?"

A propos Slip: Von professionellen Damen kennt man das: Zwar versteigern sie ihre Slips nicht, aber man darf sie via Internet "garantiert getragen" erwerben .Was für ein spezielles Vergnügen: Der Pöstler schnuppert daran und denkt sich den Rest. Bei Schlatters Unterhose ist das ganz anders: Man wird sorgfältig prüfen, ob sie denn Gebrauchsspuren hat, beschnuppert sie vielleicht und fühlt sich in diesen wunderbaren Momenten Schlatter ganz nahe.

Als ich die COOP-Ankündigung in der Zeitung gelesen habe, hatte ich grosse Lust, über Facebook zum Handeln auszurufen. Hätte ich ungefähr eine Million Followers, würde sich so eine Aktion wenigstens für COOP sicher auszahlen. Man stelle sich vor: Statt seine Unterhosen zu waschen, würde man sie einfach COOP schicken, am besten nur eine pro Päckli. Mit der Angabe des Mindest-Auktions-Gebots. Da kämen pro Tag vielleicht um die 10 000 Stück bei Coop an. Das würde neue Arbeitsstellen generieren: Auspacker oder Auspackerinnen, Auktionatoren, Finanzpersönlichkeiten, arbeitslose Banker, die sich um den Transfer der Auktionsergebnisse kümmern würden, etc. etc.

Das mit Facebook habe ich dann nicht gemacht, weil ich eben nicht so viele Facebook-Freunde habe, das würde nichts bringen. Und dann bin ich doch sehr unsicher, ob gerade sie meinem Aufruf auch folgen würden. Statt dessen überlege ich mir, wie es sich wohl mit gebrauchten Socken anlassen würde. Vielleicht nicht gerade mit Emmentaler-Geruch, aber doch eventuell – wie bei Schlatters einsamer Socke – mit einem speziellen spezifisch-dezenten Geruch.

Vielleicht sollte ich eine exklusives Auktionshaus aufmachen, das getragene Kleidungstücke, am besten nur Unterwäsche, auf grossen Auktionen anbietet. Oder lieber doch nicht, da käme ich ja in Konkurrenz mit einem Grossanbieter. Oder ich hätte juristische Probleme, weil COOP das Alleinvermarktungsrecht für Unterhosen reklamieren würde. Das Unternehmen war allerdings bisher sehr zugeknöpft, was weitere derartige Auktionen betrifft. Ich wollte nämlich eine besondere Gelegenheit ausnützen; weil Polanski gerade am Filmfestival in Zürich war (er spazierte fünf Meter von mir entfernt zum Zelt!). Seine Unterhose! allenfalls seine Socke! Das Zürcher Slipfestival!

PS: Vorläufig wasche ich meine Unterhosen und Socken noch. Aber Ihnen, lieber Leser, sei es unbenommen, sie an COOP zu senden.


André Bernhard,
19.10.2017, 116. Jahrgang, Nr. 292.

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