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«Wandzeitung» vom 25.5.2017:

EINSATZ:

Ottos Mops kotzt.

lechts und rinks / kann man nicht velwechsern / werch ein illtum. ERNST JANDL.

Lassen wir die ewig zuwähren habende Genderdebatte hinter uns, der nur die Pointe fehlt, dass sie anders benannt werden müsste, weil selbst im Begriff GendER ein männliches Attribut vorhanden und er für eine neutrale Debatte um GeschlechtER, MindERheiten undsoweitER völlig ungeeignet, ja dessen VERwendung diskriminiERend, wenn nicht gERadezu vERwERflich sei. Wenden wir uns einem andern brisanten politischen Thema zu: Gibt es rechts und links, oder ist alles bloss ein dröger Eintopf?

Die Begriffe stammen ursprünglich von der Sitzordnung des französischen Parlaments von 1830 und haben mit der rechten rechten bzw. rechten linken Gesinnung nichts, aber auch gar nichts zu tun. Wir können die Jandelsche These im politischen Bereich daher leicht widerlegen, auch wenn wir uns bewusst werden, dass alles fliesst und verfliesst, auch die Konturen der Positionen.

Aber selbst im Politischen ist es nicht ganz irrelevant, auf welcher Seite man sitzt. So hat im Ratssaal der kleinen, beinahe grossen Stadt, die wir alle gut kennen, nur die Ratsrechte die Fenster auf ihrer Seite und damit die Herrschaft über die frische Luft. Sie sitzt übrigens vom Publikum aus links. Bösen Zungen, die behaupten, es sei auf jener je nach Sichtweise rechten oder linken Seite, auf der zudem der Stadtrat sitzt, unbedingt notwendig, rasch die Schlechtluftkonzentration zu vermindern, seien diese Zungen abgehackt.

Auch Gedankenspiele, nach enttarnter Unfähigkeit rasch und mutig durch einen grossen Rücktritt die Konsequenzen ziehen zu können, verbieten sich aus Pietätsgründen. Ob die Tradition, dass die Bürgerlichen bereits frösteln und die Fenster wieder schliessen, wenn bei den Rotgrünen noch nicht einmal die Abluft ausgetauscht ist, sich negativ auf den Ratsbetrieb und die Entscheidfindung auswirkt, ist unklar. Es ist ja tröstlich, dass wir nie wissen, wie es herausgekommen wäre, wären die Rahmenbedingungen ganz andere gewesen. Jedenfalls sind nicht nur bei der Luft Durchmischungssymptome unverkennbar. So erübrigt es sich, in einer Art Doppelblindtest die Seiten wechseln und die Ratsdebatten wiederholen zu lassen. Der Seitenwechsel im Parlament würde aus Überzeugten Suchende – wenn auch bloss nach ihrem Sitzplatz – machen und trüge zu noch grösserer Verwirrung bei als ohnehin schon vorhanden.

Trotz Durchmischung aller Art wird an rechten und linken Positionen festgehalten. So soll es bald auch wieder eine Justizkritik von links geben. Verwirrlich, da im Gerichtssaal die Anklägerseite die linke ist. Und die ist naturgemäss wenig justizkritisch. Wo käme man mit Selbstkritik auch hin.

Im Strassenverkehr, welcher der Seitendurchmischung bis heute am Vehementesten trotzt, wird nur noch so lange am Rechtsverkehr festgehalten werden, bis eine Mehrheit zur Erkenntnis gelangt, dass allein schon der Zwang, rechts oder links zu fahren, grundrechtswidrig und diskriminierend ist.

Die Durchmischung ist – ob wir an ihr (z)erbrechen oder nicht – nicht aufzuhalten.

 

 


Adrian Ramsauer,
25.5.2017, 116. Jahrgang, Nr. 145.

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