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«Wandzeitung» vom 4.9.2014:

Earth Overshoot Day:

Ob wir die Kurve kriegen?

War’s das schon? Stehen wir jetzt Anfang September mitten im Herbst? War der ganze Sommer eigentlich Herbst? Vieles lässt darauf schliessen, sogar für die Zwetschgen am Baum ist das Wetter zu nass und zu kühl. Was ist nur mit dem Wetter los? Wo bleibt unser Sommer, unser Altweibersommer? So schlimm wie dies Jahr war’s noch nie! Tja, wir Menschen in der nordwestlichen Hemisphäre haben während der letzten mindestens fünfzig Jahre systematisch an diesen Sommern gearbeitet!

Dieses Jahr war der Earth Overshoot Day am 20. August. Das ist der Tag, an dem die Menschheit die natürlichen Ressourcen eines ganzen Jahres verbraucht hat. Wir haben dieses Jahr am 20. August die natürlichen Vorräte der Erde aufgebraucht, welche uns für das ganze Jahr hätten reichen sollen. Für den Rest des Jahres leben wir auf Pump der nächsten Generation. Dieses «auf Pump leben» bedeutet, dass wir den Bedarf an natürlichen Ressourcen stillen, indem wir die Vorräte an lokalen Ressourcen reduzieren und mehr CO2 in die Atmosphäre befördern. Den Einfluss des zu hohen CO2-Ausstosses auf unser globales Klima zeigen uns die laufenden Forschungen zu den Klimaberichten.

Der Earth Overshoot Day wird für jedes Jahr berechnet und jedes Jahr findet er ein paar Tage früher statt. Das bedeutet, dass wir – global gesehen – jedes Jahr mehr natürliche Ressourcen brauchen, mehr auf Pump der kommenden Generationen leben, entsprechend mehr CO2 ausstossen und damit das globale Klima stärker beeinflussen. So gesehen ist es tatsächlich so, dass wir als Gesellschaft während den letzten paar Jahrzehnten systematisch an unserem Wetter gearbeitet haben!

Das gibt natürlich kein gutes Gefühl, lieber möchten wir die Augen vor unserem eigenen Verhalten verschliessen. Darum wohl nimmt die jährliche Mitteilung zum Earth Overshoot Day in den Medien nur einen winzig kleinen Platz ein. «Was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss» wäre wohl der zynische Spruch dazu. Oder dann: «Nichtwissen schützt vor Strafe nicht», wie die Juristen antworten würden. Und tatsächlich wurden wir von immensen Unwettern, Überschwemmungen heimgesucht. Klimaforscher erstaunt das nicht. Seit Jahren sprechen sie davon, warnen, falls jemand Lust und Interesse hat, hinzuhören oder zu lesen.

«Na und», mögen Sie jetzt denken, ich ändere doch das Klima nicht, wenn ich auf meine Flugreise verzichte oder nicht in den Europapark fahre. Beides habe ich diesen Sommer übrigens gemacht, es hat gut getan und Spass gemacht!

Richtig, eine kleine Verhaltensänderung einer einzelnen Person ändert rein gar nichts. Und doch haben ein paar einzelne Personen vor Jahren begonnen, Bio- oder Fair-Trade als chic zu befinden und anzubieten.

Es hat ein paar Jahre gedauert, und doch: Heute ist Bio hip. Wer es sich leisten kann oder will, kauft bio und fair – nicht mehr mit der Haltung der ausgemergelten Selbstkasteiung, sondern aus Lust und Interesse, zum innovativen Bevölkerungsteil zu gehören. So hoffe ich, dass wir auch beim CO2-Ausstoss die Kurve doch noch kriegen.


Marlies Bänziger,
4.9.2014, 113. Jahrgang, Nr. 91.

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