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«Wandzeitung» vom 4.10.2014:

Das Aktionariat sind wir:

AXPO.

Normalerweise stehe ich gegen 5 Uhr 30 auf. Seit ich mein Pensum reduziert habe allerdings nur noch viermal die Woche. Rund eine Viertel Stunde später werfe ich den Blick in unsere Lokalzeitung – die Autorevue, pardon, das Gemeindeblättchen des Bezirks, pardon, die fusionierte Lokalzeitung mit ausserwinterthurerischer Chefetage. Klar liegt die Papierversion zu dieser Zeit noch nicht in meinem Briefkasten, ich lade auf meinem iPad jeweils das PDF herunter. Darum überfliege ich im Wesentlichen nur, aber das reicht auch. Interessiert mich ein Thema, brauche ich Hintergrundwissen, das hole ich mir anderswo, allenfalls auf infosperber.ch oder in der WOZ.

Mitte Juni war’s, da flog mein Auge frühmorgens auf der Seite Schweiz über den Titel «Happiger Abschreiber bei der AXPO». Da blieb ich hängen, denn Abschreiber bedeutet Geldverlust, in diesem Fall rund 1,5 Milliarden Franken. Schon wieder; offenbar hat die AXPO in den letzten Jahren bereits eine Milliarde abgeschrieben, also verloren, vernichtet. 2,5 Milliarden, das ist eine ganze Stange Geld! Und zwar Geld, das auch mir gehört, denn die AXPO, so lese ich auf der Website, gehört den Kantonen. Der Kanton wiederum setzt sich zusammen aus seinen Bürgerinnen und Bürgern, da gehöre ich dazu. Die AXPO gehört also auch ein bisschen mir. Ich bin von diesem Abschreiber von 2,5 Milliarden Franken mitbetroffen.

Was ist geschehen? Was für eine jahrelange Fehlplanung hat zu diesem hohen Geldverlust geführt? Letztlich gleichen wir den Fehlbetrag mit unseren Gebühren wieder aus! Darüber schweigt sich die Meldung aus. Ich setze mich an den PC und öffne die AXPO-Website. Zuerst suche ich nach den Verantwortlichen: Die Konzernleitung besteht aus fünf Mannen, die zusammen ein Gehalt von 3,9 Millionen Franken beziehen. Der Verwaltungsrat besteht aus dreizehn Mannen, Vertretern der Eignerkantone. Diese dreizehn Mannen beziehen rund 1,2 Millionen jährlich. Das Aktionariat besteht aus fünf Kantonen und vier kantonalen Elektrizitätskraftwerken. Wir als Bevölkerung bilden das Aktionariat. Als Aktionärin möchte ich schon wissen, warum wir in den letzten paar Jahren 2,5 Milliarden Franken verloren haben und trotzdem steigende Gehälter bezahlen. Schuld sei die Energiewende in Europa, und auch die Langzeitlieferverträge für billigen Atomstrom aus Frankreich seien nicht mehr rentabel, klagt die AXPO. Aha. Weil die Schweiz, mit ihr die AXPO, die Energiewende verschläft, Europa hinterherhinkt, noch immer an den AKW festhält, verlieren wir Milliarden. Die energiepolitischen Fehlleistungen der AXPO kosten uns, das Volk, Milliarden.

Und wie reagiert die AXPO? Sie verlängert die Abschreibungszeit der AKW um 10 Jahre. Das wirkt sich positiv aus auf die laufende Rechnung! Wer hat uns, das Aktionariat dazu gefragt? Wird Zeit, dass ich einen weiteren Schritt Richtung energetischer Unabhängigkeit gehe mit meiner eigenen Liegenschaft! Veränderungen geschehen in aller Regel von unten.


Marlies Bänziger,
4.10.2014, 113. Jahrgang, Nr. 121.

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