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«Wandzeitung» vom 27.7.2017:

Klar, es gibt von Amtes wegen Anlässe, die Pflichterfüllung sind:

Die andere Seite der Medaille.

«Du musst als Stadtrat wohl an viele Anlässe, die Dich langweilen?», mutmasste kürzlich ein Freund von mir. Und es klang ein etwas mitleidiger Unterton mit. Ich überlegte kurz und antwortete zu seiner Überraschung: «Nein, eigentlich kommt das selten vor». Klar, es gibt von Amtes wegen sehr wohl Anlässe, die einfach Pflichterfüllung sind und an denen man sonst wohl nicht teilnehmen würde. Aber auch Pflichtanlässe können interessant sein. Und daneben bleibt ja auch noch Raum, selber Prioritäten zu setzen.

Und dann gibt es noch die Highlights. Auf die man sich schon vorher freut. Oder erst währenddessen so richtig realisiert, wie gut die einem tun. An einem solchen Highlight durfte ich kurz vor den Sommerferien dabei sein, als erstmals der Steigemer Kick ausgetragen wurde. Weil einige herausragende Fussballer mit FCW-Vergangenheit wie Amir Abrashi, Ermir Lenjani, Pajtim Kasamti oder Innocent Emeghara aus den Tössemer Aussenquartieren Steig und Dättnau stammen, lancierten Leute aus der Tösslobby und dem Quartierverein Dättnau-Steig die Idee, in der Steig ein Fussballturnier für Eltern, Kinder und Jugendliche durchzuführen. Mit Partnern wie Fussballkultur.ch (die vom Fussballschuppen Töss), Mietlift, Elternrat Laubegg, FC Töss und dem FC Winterthur. Unterstützt von der Stadt Winterthur. Und Live übertragen von Radio Stadtfilter.

Dieses Setting erfüllte mich schon mit Vorfreude. Und so nahm ich am Sonntagmorgen den Aufstieg Richtung Brütten unter die Pedale meines roten Tourenvelos vom Bike Stopp. Es wartete ein langer, aber dennoch kurzweiliger Fussballtag für Jung und Alt und allem dazwischen. Auf dem Platz ging’s engagiert zu und her, ich lernte meine Teamgschpänli kennen und auch die Gegnerinnen und Gegner – und noch eine ganze Reihe weitere Leute, mit denen man sich bei Kebab und Falafel bestens unterhalten konnte. Über Fussball, die Steig, Dättnau und vieles mehr. Radio Stadtfilter sorgte den ganzen Tag für Sound und Interviews. Und als noch eine Videobotschaft von den Fussballstars aus der Steig überbracht wurde, wurde der Lärmpegel laut und lauter und ich bekam Gänsehaut. Letztlich nur noch getoppt vom dramatischen Finale, das im Penaltyschiessen entschieden wurde, wobei der entscheidende durch einen Dreikäsehoch mit einem (von gefühlt 200) Ronaldo-T-Shirt eiskalt via Lattenunterkante versenkt wurde. Zum Schluss gab’s noch die vielumjubelte Siegerehrung und eine vom höchsten Winterthurer, Gemeinderatspräsident Felix Landolt, für alle Teilnehmenden persönlich überreichte Medaille.

Einer vom OK meinte beim Abschlussbier unter Steigemer Sonne: Ist hier wie bei einem normalen Grümpi – nur ohne Schiedsrichter und ohne aggressives Einsteigen. Der Radio-Stadtfilter-DJ ergänzte: Wie bei jedem anderen Kulturanlass, nur dass die Nachbarn nicht wegen dem Sound reklamieren. Und ich dachte mir: «Hier ist die Welt noch, wie sie sein sollte», und schwang mich glücklich und zufrieden auf mein Tourenbike – das unabgeschlossen nach acht Stunden unversehrt auf mich wartete.

Liebe Steig, liebes Dättnau – vielen Dank, ich komme gerne wieder und werde der Medaille einen Ehrenplatz zukommen lassen.

 


Nicolas Galladé,
27.7.2017, 116. Jahrgang, Nr. 208.

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