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«Wandzeitung» vom 27.9.2017:

Die bürgerlich-liberalen Kräfte werden lange brauchen, um Schweizer Städte wieder zu erobern:

Schaum auf der Tastatur.

Bei Publikation dieses Wandzeitungsbeitrages wird das Resultat der Altersreform 2020 bekannt sein. Während ich diese Zeilen schreibe, dauert es noch wenige Tage bis zur Abstimmung, das Rennen scheint völlig offen, der Ausgang ungewiss. Unabhängig vom Ausgang hat das Abstimmungsdatum grosse Auswirkungen für die Neue Zürcher Zeitung NZZ. Diese hat dieser Vorlage seit der parlamentarischen Beratung, insbesondere aber während des Abstimmungskampfes, ungewöhnlich viel Platz eingeräumt. Unbestrittenerweise handelt es sich um eine der bedeutendsten Reformvorlagen der Legislatur, ja wohl sogar dieses Jahrzehnts. Und auch andere Medien haben breit darüber berichtet. Bei der NZZ allerdings fällt auf, dass es sich nicht um eine „normale“, sprich mehr oder weniger ausgewogene, Berichterstattung handelt. Es scheint viel mehr, dass die NZZ sich in einen Kampagnenmodus geschrieben hat, wie man es sonst nur von Partei- oder sonstigen Kampfblättern kennt. Jeden Tag wurde wieder ein negativer Aspekt der Vorlage aufgeblasen, bei Kommentaren und Analysen bekam man den Eindruck, dass ein Fanatismus, ja geradezu eine Mission mitschwingt, die kaum nachvollziehbar ist und die Tastatur des Journalisten vor Schaum trieft.

Wie auch immer: Mit dem Abstimmungssonntag wird Platz frei in der NZZ – und man darf gespannt sein, womit dieser gefüllt wird. Ein ganz heisser Kandidat – zumindest bis zum 4. März 2018 – sind die Stadtzürcher Wahlen. Kann man ja aus Winterthurer Sicht mit etwas Distanz und Gelassenheit beobachten. Und auch hier fällt auf, dass die NZZ schon länger und mit zahlreichen Kommentaren und Analysen die „bürgerlich-liberale“ Wende hinzuschreiben versucht. Um gleich festzuhalten, dass dies wohl auf 2018 noch nicht klappen werde, aber ein Langzeitprojekt sein müsse. Dabei erstaunt es immer wieder, dass sich die NZZ an Mustern und Theorien bedient, die sie sich bei SVP-Hardlinern entliehen hat. Wenn Luzi Bernet in seinem Kommentar vom 9. September 2017 („Die bürgerlich-liberalen Kräfte werden lange brauchen, um Schweizer Städte wieder zu erobern“) etwa schreibt: „Mit dem Wachstum der Städte hat sie zugleich ihre Wählerbasis vergrössert. Dass sie sich ihre Wählerschaft sogar aktiv heranzüchtet, beispielsweise über ihre Wohnbaupolitik, ist eine etwas bösartige Unterstellung, die aber nicht ganz von der Hand zu weisen ist.“, ist man sich sicher, dass habe man so auch schon von Mauro Tuena oder Christoph Mörgeli gehört. Die Pointe ist aber, dass er damit auf Abhängigkeiten schliesst: „Früher nannte man es „Filz“. Dass sich aber die Bürgerlichen unter einem Wirtschaftskomitee zusammengeschlossen haben, die von Verbänden unterstützt werden, die diesen wohl auch namhaft finanzieren und inhaltliche Leitplanken vorgeben, wird unter den Teppich gekehrt. Da wäre dann „Filz“ noch eher der lieblich-beschönigende Begriff, angesichts der Abhängigkeiten, die man sich durch derartiges Sponsoring und damit verbundenen Gegenleistungen beinhaltet.

Wir sind also gespannt, wie die AHV-Abstimmung herauskommt, wie die NZZ das Vakuum füllt und sie über die Zürcher Stadtratswahlen berichtet.


Nicolas Galladé,
27.9.2017, 116. Jahrgang, Nr. 270.

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