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«Wandzeitung» vom 1.1.2017:

Schach und Politik:

Königliches Spiel zum Jahresanfang.

Das Spiel der Könige, persisch «Schach», wird auf der ganzen Welt gespielt und ist wohl das bekannteste Brettspiel. Es ist ein strategisches Brettspiel, welches mit insgesamt 32 Figuren (16 weissen und 16 schwarzen) gespielt wird. Der König ist zwar die spielentscheidende Figur, wenn er angegriffen wird und keinen Zug mehr tun kann, hat der Gegner gewonnen (schachmatt). Die Dame hingegen ist die spielbestimmende Figur. Sie verfügt über Handlungsspielraum, die weder König noch Turm, Springer, Läufer oder Bauern haben. Aus der Vergangenheit sind die grossen WM zur Zeit des kalten Krieges bekannt. So fand Politik auf dem Schachbrett statt: Die Partien zwischen Bobby Fischer (USA) gegen Boris Spassky (UdSSR) oder Viktor Kortschnoi (UdSSR, regimekritisch) gegen Anatoli Karpow (UdSSR, linientreu) waren an Dramatik kaum zu überbieten. Es waren richtige Psychokrimis. Plötzlich standen nicht mehr die einzelnen Spielzüge im Mittelpunkt, sondern das Verhalten der beiden Kontrahenten, all das, was während und zwischen den Spielen getan und gesagt wurde. In vielen Lebensbereichen wurde die Thematik und die Grundzüge des Schachs umgesetzt. Dieses Spiel unterliegt Modernisierungstendenzen – mit schach 4.0 könnte man bezeichnen, dass Schachcomputer immer stärker werden und vom Menschen kaum mehr zu besiegen sind – ausser man wählt die kleinste Stärkeklasse. Die Regeln des Schachs werden auch ausserhalb des Schachbrettes angewandt. So kann mit einem Bauernopfer der Weg für eine andere Figur geöffnet werden, die einen erfolgreichen Spielzug erlaubt, oder man kann mit einer Rochade plötzlich die Verteidigung so stärken, dass sich der Gegner die Zähne ausbeisst. Mit der Unternehmenssteuerreform III will der Bund – die international verpönten Steuervergünstigungen gegen akzeptierte Steuervergünstigungen eintauschen. Damit sollen die Unternehmen in der Schweiz bleiben. Viele Politikerinnen und Politiker von links bis rechts sehen den Sinn der USRIII ein und könnten eigentlich JA sagen. Nun geht es darum, wie die Kantone die USRIII umsetzen. Damit die Unternehmen in den Kantonen bleiben und nicht abwandern, werden im Rahmen des Steuerwettbewerbes so viele Steuervergünstigungen gewährt, dass letztendlich die natürlichen Personen wohl mehr Steuern werden bezahlen müssen. Wenn wir die Reform deswegen nicht unterstützen, droht uns ein noch grösserer Schaden: Wenn die Unternehmen wegziehen, verlieren wir Steuererträge und wir verlieren die dazugehörenden Arbeitsplätze. Die international tätigen Unternehmen sind heute flexibel und mobil genug. Diese Ausfälle bezahlen wiederum die natürlichen Personen. Ganz konkret: In Winterthur wird ein bedeutendes Unternehmen von seiner Muttergesellschaft gedrängt, die Situation in der Schweiz regelmässig zu prüfen, da in Irland unternehmenseigene Produktionshallen leerstehen – und die Löhne und Steuern dort um einiges tiefer sind als in der Schweiz.

Wenn diese Firma wegzieht, verliert Winterthur 2000 Arbeitsplätze. Wir können uns solche Abenteuer nicht leisten und müssen deshalb klar und deutlich JA zur Unternehmenssteuerreform III sagen, auch wenn uns nicht alles passt. Ein Nein zur Vorlage würde die Schweiz schachmatt setzen. Prosit, Neujahr.


Michael Künzle,
1.1.2017, 116. Jahrgang, Nr. 1.

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