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«Wandzeitung» vom 4.12.2014:

Unangenehme Kommunikation sollte Chefsache sein:

Die Silberlinden sind weg.

Vor einer guten Woche habe ich im Garten eine spätgereifte Feige gepflückt und genüsslich verspeist! Was für ein Privileg mein Leben doch ist, denke ich immer wieder einmal. Ich mag die Natur, schaue den Staren nach, die sich sammeln und warte darauf, dass sie die letzten Traubenbeeren von der Laube pflücken, bevor sie sich gen Süden aufmachen.

Vögel mag ich ganz besonders. So habe ich mich immer gefreut, wenn ich jeweils morgens um Viertel vor sieben das Velo unter den Silberlinden beim Bahnhof geparkt habe und dabei dem Plaudern der Vögel zuhören konnte. Gesehen habe ich sie nicht, entweder trugen die Linden Laub oder es war noch zu dunkel. Aber es waren unheimlich viele Federtiere, die da auf den Bäumen hockten.

Dann war es eines Morgens leer und still – die Silberlinden waren weg, die Vögel ebenfalls. Kahle, öde Leere! Die Bäume seien wegen der anstehenden Bauvorhaben gefällt worden, las ich im Lokalblatt, der Bezirks-Info-Autorevue. Sie fehlen mir, diese wunderbar duftenden Bäume, die den Vögeln Schutz boten. Nun fällt der Blick auf die hässliche Parkhausrampe und die dahinter liegenden Betonklötze.

Das Bahnhof-Parkhaus wird vergrössert, 70 Parkplätze gibt es zusätzlich. Die Einfahrtrampe wird neben die Ausfahrtrampe gebaut, also dorthin, wo die Silberlinden standen. Dies auf Wunsch von SBB und Stadt, darum bezahlen sie die für den Rampenbau anfallenden vier Millionen je hälftig. Aus unseren Steuergeldern also zwei Millionen, pauschal für den Rampenbau der Bahnhof Parking AG. Wer steckt eigentlich hinter dieser AG? Ich surfe im Netz. Also: Die Verwaltung macht die Siska, im Verwaltungsrat sitzen neben Rainer Heuberger drei weitere Männer. Die AG hat das Parkhaus in den Achzigern des letzten Jahrtausends gebaut, das Land hat sie im Baurecht von den SBB erhalten.

Das ist ein klassisches joint venture: Die Parkhaus AG will vergrössern, SBB und Stadt eine Velounterführung im Rahmen des Masterplans Bahnhof. Die Federführung bei diesem Grossprojekt liegt klar bei der Stadt und damit beim Departement Bau, also bei Stadtrat Lisibach, SVP. Jetzt eilt es plötzlich. Die Parkhausrampe muss nämlich bis Frühjahr 2015 gebaut sein, damit die Bauarbeiten stadtseitig weitergeführt werden können. Die Parkhaus AG kann nicht starten, die Bäume müssen zuerst weg. Tja nun?

Zwölf Silberlinden fällen gibt öffentlichen Ärger, ist wohl klar! Wer hält den Kopf hin? Parkhaus AG oder Departement Bau? Bingo! Absender der Medienmitteilung sei die Stadtgärtnerei, vermeldet die Bezirks-Info-Autorevue. Flugs wird dann der Grüne Stadtrat in die Pfanne gehauen, die Grünen rechtfertigen die Fällaktion in einem Communiqué. Ich bin irritiert. Meines Wissens gehört die Stadtgärtnerei gar nicht zum Departement Bau. Die Bezirks-Info-Autorevue titelt: Holprige Kommunikation. Da stimme ich zu. Ich finde, wer zuständig ist für ein Projekt, soll auch zuständig sein für dessen Kommunikation. Nicht andere in die Pfanne hauen. Auch wenn es unangenehm wird.


Marlies Bänziger,
4.12.2014, 113. Jahrgang, Nr. 182.

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Standpunkte:

5.12.2014, 12:06 Uhr.

Heiner Dübi schrieb:

Meines Wissens hat sich die Stadtgärtnerei geweigert, dem Departement Bau eine Offerte einzureichen und die Nacht- und Nebelaktion «Silberlinden» durchzuführen. Beauftragt wurde dann eine externe Firma.


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