Logo Wandzeitung
Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
Archiv:   Blog:   Echo:   Home:   Kontakt:   Leitbild:   Partner:   Sponsoren:   Twitter

«Wandzeitung» vom 12.4.2017:

Noch nie waren meine Gefühle so eindeutig:

Ich liebe meine Schweiz.

Das Land, in dem wir geboren und-oder aufgewachsen sind, prägt uns. Genauso wie es unsere Eltern und alle unsere Vorfahren tun, ob wir dies wahrnehmen oder nicht.

Früher fragte ich mich oft, was aus mir geworden wäre, wäre ich in einem Land aufgewachsen, wo immer die Sonne scheint und viel gelacht wird. Ich malte mir aus, dass ich schon im Kindergarten tanzen gelernt hätte und alles viel unbeschwerter gewesen wäre. Wahrscheinlich denken manche Menschen so, deren Mutter, Vater oder beide aus einem anderen Land stammen. Denn schon von klein auf erlebt man, dass die Menschen nicht überall so sind wie in der Schweiz. Dass das Lebensgefühl ein anderes ist, je nachdem, wo man ist. Nicht umsonst sagt man, man habe so viele Herzen wie Sprachen, die man spricht.

Auch wenn ich wohl immer gerne reisen werde, spüre ich jetzt, dass in der Schweiz meine Wurzeln sind. Seit nach meiner Mutter auch mein Vater starb und ich ins Elternhaus zog, fühle ich mich in der Schweiz so daheim wie noch nie. Das hat wohl zu einem grossen Teil mit dem Haus zu tun, das mein Grossvater mit seinem Bruder eigenhändig errichtete. Früher dachte ich, ich würde jahrelang auf Reisen gehen, müsste ich auf niemanden mehr Rücksicht nehmen. Jetzt hält mich das Haus. Früher sah ich die Qualitäten der Schweiz vor allem, wenn ich im Ausland war. Mittlerweile erlebe ich die Schweiz auch positiv, wenn ich im Lande bin. Was ich sehr mag, ist die Ehrenhaftigkeit vieler Eidgenossen. Schnöris und Überhebliche gibt es auch hier, die Globalisierung und die Gier nach Profit machen auch vor der Schweiz nicht Halt und beeinflussen manche. Für mich ist der typische Schweizer bescheiden, wissend, sich nicht aufdrängend, eben ehrenhaft.

Während meines Sprachstudiums habe ich ein Semester lang in Neuchâtel studiert. Richtig warm geworden bin ich nie mit den Romands; obwohl Schweizerin wie sie, fühlte ich mich eigenartig fremd. Ich nehme an, es geht auch anderen Deutschschweizern und auch Tessinern und Romands so, die sich für eine relativ kurze Zeitspanne in einem anderen Landesteil aufhalten. Es kommt wahrscheinlich drauf an, wie lange man «in der Fremde» bleibt und wie fest man sich auf sie einlässt. Böse Zungen behaupten ja, wir Menschen aus den vier Landesteilen kämen nur darum miteinander aus, weil wir nicht miteinander redeten. Das glaube ich nicht. Ich denke eher, wir respektieren uns gegenseitig. Sicher ist: Wir alle lieben und schätzen unsere Schweiz. Unsere Alpen, die schönen Landschaften, wir mögen das Château Chillon in Montreux, den Neuenburgersee, das Urnerland, das Bündnerland, wir lieben das Tessin. Dass wir im Prinzip eine Einheit sind, erleben wir immer wieder. Denn passiert irgendwo im Land ein Unglück, sind wir solidarisch mit unseren Landsleuten, leiden und helfen mit.

Damit die nationale Identität der Schulpflichtigen in der Schweiz gestärkt wird, müssten sie zum Beispiel im Rahmen des Musikunterrichts jodeln lernen dürfen, über Bräuche in anderen Kantonen unterrichtet werden, auf einer Schulreise einem Alpauf- oder Abzug beiwohnen, mit der Klasse ein Schwing-, Jodler- und Trachtenfest besuchen. Das wäre das Tüpfli auf dem i.


Rosmarie Schoop,
12.4.2017, 116. Jahrgang, Nr. 102.

Artikel als PDF downloaden

Zu diesem Artikel wurde noch kein Standpunkt abgegeben.

 

Veröffentlichen Sie als erste Person Ihren

Standpunkt*:

Name:

*Wir freuen uns sehr über Ihre Gedanken zum Text des Tages, bitten Sie jedoch, keine Personen zu verunglimpfen und deren Haltung mit Respekt zu begegnen. Danke schön. Verstösse gegen unser Leitbild werden indes nicht verbreitet.

 

Winterthurs kleinste Zeitung der Schweiz.