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Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
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«Wandzeitung» vom 14.5.2017:

Im Journalismus gibt’s den ausgeglichenen Anteil von schreibenden Frauen und Männern nicht:

Die unsinnige Frauenquotenplauderei.

Die Medienmenschen schweigen in der Regel zur Gleichstellung. Doch beim «Tagesanzeiger» wird immerhin von den männlichen wie weiblichen Schreiberlingen ein bescheidener Frauenanteil von 30 Prozent angestrebt. Aber trotzdem, äxgüsi, dieses allzu bescheidene Ziel ist voll lächerlich! Wer eine Quote anstrebt, und glaubt diese verändere die Welt, lebt aber voll über den Wolken. Denn es ist doch ganz einfach, Gleichheit zu erreichen: Weibliche wie männliche Journis und ihre Vorgesetzten müssen nur Gleichstellung wollen. Aber das strebt die professionelle journalistische Schreibgesellschaft offensichtlich nicht an. Denn man fürchtet sich womöglich und unnötigerweise vor Konkurrenz. Doch die ist freilich ein funktionierender Motor und keine unveränderbare Statue aus Stein gemeisselt. Journis kennen so viele Menschenseelen ihrer Branche, dass sie einfach nur die Augen öffnen sollten, und dann den unglaublich grossen Schatz an Könnerinnen und Kennern staunend um sich haben.

Bei der «Wochenzeitung» war und ist das Verhältnis zwischen den weiblichen und den männlichen Journis selbstverständlich allemal ausgeglichen. Und genau das ist ein Garant für Qualität. So hielten wir es auch beim linksliberalen Winterthurer «Stadtblatt» und halten es auch weiter bei der «Wandzeitung», Winterthurs kleinster Zeitung der Schweiz.

Eigentlich reizt es mich immer und immer wieder, die unsinnige Frauenquotenplauderei zum Schweigen zu bringen, und ganz einfach etwas mehr Frauen ins Team zu berufen, als Männer. Weshalb? Einfach weil es höchste Zeit für den gendermässigen Ausgleich ist. Ich will jetzt nicht behaupten, dass weibliche Wesen in jedem Fall anders in ein journalistisches Thema einsteigen und es grundverschieden umsetzen, als Männer. Doch als leidenschaftlicher Schreiber und Leser finde ich, dass die inhaltliche Umsetzung von Themen vielfältiger, überraschender und komptenter werden. Mit einem geschlechterdurchmischten Team wird das Arbeitsklima in der Redaktion fast von selbst um Klassen besser und dem entsprechend die Qualität der Schreibe sowieso.

Allerdings empfinde ich nicht als Suchtleser, sondern als Leser aus Leidenschaft, dass wir keinen abgehobenen Stars in der helvetischen Medienlandschaft brauchen, sondern fort und fort neugierige Schreiberinnen und Schreiber, die ihr Handwerk intus haben, und den Lesenden – grad bei jedem Text – einen überraschenden Neuwert bieten. Elitegebärden der schreibenden Zunft indes, ziehen mich nicht an, im Gegenteil. Journalismus ist eine relevante Geschichte auch in unserem Land, also ist auch die tagtägliche Knochenarbeit in aller Seriosität ein Arbeitsfaktor. Allerdings beeindrucken mich Journalstinnenpreise wenig, auch die an Männer nicht.

Ich glaube einfach nicht daran, dass Preise eine Qualitätssteigerung bringen. Meine Bewunderung gilt tagtäglich allein all denjenigen Schreiberinnen und Schreibern, die unsere winzige Schweizer Welt und diejenige des grossen Allumspannenden erklären und die immer wiederkehrende Tagesarbeit beherrschen. Geschriebenes Geschwätz nützt gar niemandem etwas. Aber schreiben ist immerhin Silber und lesen ist Gold.


Guido Blumer,
14.5.2017, 116. Jahrgang, Nr. 134.

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Standpunkte:

20.5.2017, 08:09 Uhr.

Marcel Huber schrieb:

Mit Gleichstellung habe ich ein «Problem». Chancengleichheit dagegen ist für mich selbstverständlich und ein Gebot des Gerechtigkeitsempfindens. Gleichstellung postuliert, dass gleich viele aller Gruppierungen ohne Berücksichtigung ihrer Motivation, Voraussetzungen, Fähigkeiten und Neigungen den gleichen Erfolg haben müssen. In Personalabteilungen sind Frauen deutlich in der Überzahl – es ist nicht plausibel anzunehmen, dass diese bei Bewerbungen um Führungspositionen Frauen benachteiligen. Es ist auch bekannt, dass mehr Frauen als Männer die für einen Führungsjob gleich qualifiziert sind, ein ausgewogenes Berufs- und Privatleben bevorzugen und daher Fürungspositionen meiden die 150% Einsatz fordern. Das ist ja auch völlig gesund und Männer die solche Jobs annehmen haben zwar Prestige und Geld, aber Lebensglück und Gesundheit bleiben oft auf der Strecke. Personalverantwortliche und Personalrekrutierer klagen darüber, dass sich zu wenig Frauen für Führungspositionen bewerben. Gleichstellung zu fordern heisst, dass das Verhältnis der Geschlechter in Führungspositionen (und anderen Berufen) ausgewogen sein soll. Jeder Art von Gender- und Gleichstellungspolitik in solchen Konstellationen, die es häufug gibt, bedingt zwangsläufig, dass Angehörige der Gruppe die in der Überzahl sind, systematisch benachteiligt werden müssen. Wir schaden uns als Gesellschaft enorm, wenn wir diejenigen die besser qualifiziert und motivierter sind planwirtschaftlich ausbremsen, nur weil sie der falschen Gruppe angehören. Gleichstellung ist nur dann nicht diskriminierend, wenn wir alle dasselbe wollen. Dies beraubt uns jedoch der Möglichkeit, dass Menschen je nach Gruppenzugehörigkeit andere Bedürfnisse haben dürfen. Natürlich ist es toll, wenn das Geschlechterverhältnis in Berufen ausgewogen ist. In Finnland herrscht Chancengleichheit und trotzdem wählen Frauen in der Mehrheit soziale, pädagogische, musische und Kommunikations-Berufe.
Ein finnischer Cabaretist hat dies in einer Sendung thematisiert: https://www.youtube.com/watch?v=p5LRdW8xw70
Nach dieser Sendung hat die finnsiche Regierung zahlreiche Genderprojekte gestrichen. Gleichstellung verbietet die freie Wahl des Individuums und fordert eine Unterwerfung unter kollektive gesamtgesellschaftliche Ziele, was auch für totalitäre Systeme chraraktisch ist. Wer Gleichstellung der Geschlechter in Jobs fordert muss auch die repräsentativ gleiche Anzahl von Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Neigungen und mit unterschiedlichen Herkünften und Religionen fordern. An der Gleichstellung scheidet sich der Weg zwischen anständig und «bösartig». Chancengleicheit strebt danach, dass niemand wegen seines Geschlechts und wegen seiner Herkunft oder wegen anderen Kriterein benachteiligt wird. Gleichstellung strebt nach Benachteiligung von Menschen die einer bestimmten Gruppe angehören. Es ist die «Kriegserklärung» der radikalen Feministinnen gegen die Männer und gegen alles Männliche. Damit es in der Gesellschaft nicht so radikal und ungerecht wahrgenommen wird, wie es gemeint ist, werden die Begriffe verwischt und man redet von Gender-Mainstreaming und von anderen Kriterien wie der Religion oder der sexuellen Neigung.


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