Logo Wandzeitung
Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
Archiv:   Blog:   Echo:   Home:   Kontakt:   Leitbild:   Partner:   Sponsoren:   Twitter

«Wandzeitung» vom 14.6.2017:

Basel – Amsterdam – Basel:

Reise ins Ungewisse.

Seit einigen Monaten pflege ich zusammen mit der Spitex, der Palliativ Care, einer Pflegehelferin – super vielseitig begabte Frau – Naturheilkundlerin, Humoristin, Menschenfreundin und weise Beraterin in Lebensfragen, Familienangehörige, der Physio- und Ergotherapeuten den unheilbar kranken aber lebensbejahenden W in seinem Zuhause. Sein Zustand hat sich in kurzer Zeit sehr verschlechtert, so dass aus gelegentlichen Ausflügen mit Rollator und Zug nach Zürich und Gehtraining mit Walkingstöcken, ein beschwerlicher Transfer von Bett zu Rollstuhl – zu Nachtstuhl – zu Badelift – zu Bett wurde. Eine erneute Radio- und Chemotherapie wird von ihm selber abgelehnt.

So versuchen wir alle seine Kompetenzen zu erhalten und Fähigkeiten zu fördern. Ein grosser Wunsch von ihm war noch eine Schiffsreise auf dem Rhein von Basel nach Amsterdam und zurück. Letztes Jahr hatte er diese Fahrt mit seiner Schwägerin und deren Partner beschlossen. Und Ende Mai hat sich nun die insgesamt siebenköpfige Crew auf das unbekannte Abenteuer «9 Tages-Schiffsreise» begeben. Die Abreise startete von Zuhause mit dem motorisierten Rollstuhl zu Fuss bis zum Winterthurer Hauptbahnhof. Dort erhielten wir Hilfe durch einen SBB-Mitarbeiter zum Einsteigen mit einem Personenlift. In der Bahn essen wir zu Mittag und W’s Sohn steigt in Zürich zu.

Von Basel bis zum Anlegeplatz fahren wir mit dem Rollstuhltaxi. Etwas Zeit bleibt für einen Kaffee und kurze Zeit später können wir einschiffen. Zu allererst bringen wir W ins Bett, damit er sich ausruhen kann und dann treffen wir die andern sechs, um uns kurzum vorzustellen, weil wir uns teilweise noch nicht kennen.

Aus einem Missverständnis heraus verlangt das Reisebüro noch ein Reisefähigkeitszeugnis für W. Dessen Hausarzt will das Zeugnis nur unter der Bedingung ausstellen, dass uns eine Ärztin begleitet – für Notfälle. Die gab es bei uns zum Glück nicht. Allerdings ging ein Besatzungsmitglied über Board, ein Passagier brach wegen zu viel Alkoholkonsums zusammen und ein anderer Senior schrammte sich an einer Glastüre eine Nase blutig. W aber verbrachte friedliche Ferien genussvoll mit vielen Eindrücken. Wir brachten ihn wohlauf an seinem Geburtstag zu seiner Frau nach Hause.


Lilian Setenou,
14.6.2017, 116. Jahrgang, Nr. 165.

Artikel als PDF downloaden

Zu diesem Artikel wurde noch kein Standpunkt abgegeben.

 

Veröffentlichen Sie als erste Person Ihren

Standpunkt*:

Name:

*Wir freuen uns sehr über Ihre Gedanken zum Text des Tages, bitten Sie jedoch, keine Personen zu verunglimpfen und deren Haltung mit Respekt zu begegnen. Danke schön. Verstösse gegen unser Leitbild werden indes nicht verbreitet.

 

Winterthurs kleinste Zeitung der Schweiz.