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«Wandzeitung» vom 10.2.2017:

Wie viele Burkaträgerinnen der dritten Generation gibt es in der Schweiz?

Über Burkas, Politik und Loriot.

In wenigen Tagen finden die ersten Wahlen im Jahre 2017 statt. Besonders wichtig für Winterthur wird die Stadtratsersatzwahl für den abtretenden Matthias Gfeller sein. Wer soll für ihn in die Stadtregierung einziehen? Wird die bürgerliche Stadtregierung ausgebaut oder können sich die linken Kräfte durchsetzen und das jetzige Konstrukt aufrechterhalten?

Wir vom Radio Stadtfilter haben die fünf Kandidatinnen und Kandidaten porträtiert. Ich durfte mich mit Daniel Oswald von der SVP unterhalten. Mein erster Eindruck: Herr Oswald wirkt sympathisch, zurückhaltend und durch und durch als Politiker: kein Wunder, er begibt sich sozusagen in die Höhle des Löwen, ob ihm das bewusst ist, weiss ich nicht. Als Einstieg stelle ich Herrn Oswald Entweder-oder-Fragen. Er bevorzugt Putin anstatt Trump, bleibt gerne beim Sie, entscheidet sich für den Papst und zum Feiern zu Mute ist ihm eher am 1. August statt am 1. Mai. Verständlich, auch das und wenig überraschend. Dann bitte ich den Stadtratskandidaten die weiteren Abstimmungsvorlagen vom 12. Februar (einfach) und sein Wahlprogramm zu erklären. Wir verlieren uns in Parolen und Phrasen und kommen erst wieder auf den Boden der Realität zurück, als wir uns über die SVP-Burka-Plakate, die auch bei diesem Wahlkampf nicht fehlen dürfen, unterhalten. Auf dem Plakat zu sehen ist eine in einer Burka verhüllte Frau und darunter steht: «Unkontrolliert einbürgern – nein». Das Plakat lügt. FAKE NEWS, um es auf trumperisch zu sagen.

Es geht ja nicht darum, dass unkontrolliert eingebürgert wird, sondern dass Ausländerinnen und Ausländer der dritten Generation sich leichter einbürgern lassen können. Vereinfacht wird nur das Verfahren. Denn ein Gesuch muss immer noch eingereicht werden. Von einer automatischen Einbürgerung kann überhaupt nicht die Rede sein. Das Plakat lügt und ist rassistisch, diskriminierend und diffamierend. Und es hat mit der Sache so gar nichts am Hut.

Wie viele Burkaträgerinnen der dritten Generation gibt es wohl in der Schweiz? Und wenn es doch eine oder zwei gäbe, warum sollten die nicht ein Gesuch für die Einbürgerung stellen dürfen? Wie zu erwarten war, sieht Herr Oswald das anders als ich. Für ihn sind die Plakate in Ordnung. Tja. Nach dieser Diskussion war das Klima doch merklich frostiger. Vielleicht hat er jetzt gemerkt, dass er sich in die Höhle des Löwen begeben hat?, was nicht wirklich zum Schlussbouquet beigetragen hat. In dem muss der Kandidat ein Theatersketch vortragen. Er entscheidet sich für das bekannte Loriot-Stück «Das Ei». Witzig wäre es ja ... aber eben. Tja zum zweiten.


Oriana Ziegler-Somarriba,
10.2.2017, 116. Jahrgang, Nr. 41.

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