Logo Wandzeitung
Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
Archiv:   Blog:   Echo:   Home:   Kontakt:   Leitbild:   Partner:   Sponsoren:   Twitter

«Wandzeitung» vom 10.3.2017:

Ein jähzorniger Irrer wurde Präsident:

Das Neue.

Schwungvoll und furchtlos fliesst der Fluss Tal abwärts. Kein Stein, keine Schwelle können ihn aufhalten. Der Neuschnee aus den Bergen lässt ihn stärker werden und versorgt ihn mit neuer Energie. Der Frühling wartet hinter der nächsten Kurve, der Fluss bereitet sich auf einen neuen Lebenszyklus vor.

Nur noch wenige Millimeter, und dann hat er es geschafft. Der Schnee ist nicht lange auf ihm gelegen, zum Glück. Er mag den Schnee nicht wirklich, doch er weiss, dass er das Übel ertragen muss, damit es ihn gibt. Die Wiesen sind spröde und grau, er wird für den ersten Farbtupfer sorgen. Tiere werden an ihm schnuppern, Menschenhände nach ihm greifen. Er, der Krokus, ist der Inbegriff des Frühlings. Nur noch wenige Millimeter und sein gelbes Köpfchen wird aus der Erde schauen. Geschafft.

Noch war es so schön warm und kuschelig. Doch seit einigen Stunden ist Mama nur noch gestresst und läuft von links nach rechts und von rechts nach links. Auch ihn drückt es nach unten. Wohin? Das weiss er nicht. Plötzlich geht es schnell: Mama schwingt mit dem Rüssel, nimmt nochmals Anlauf und schon flutscht er raus. Willkommen auf der Welt kleiner Elefant, wird die Schweiz jubeln. Noch wackelig und ein bisschen scheu steht er auf den Beinchen. Was wohl das längliche, orange Ding ist? Es schmeckt nach Neu.

Die Amseln brüten ihre Eier aus, die Kirschbäume werden in wenigen Tagen ihre Sprossen zum Blühen bringen. Die Gefühle erwachen aus der Winterlethargie. Singles wollen sich neu verlieben, Paare ihre Liebe neu zum Entflammen bringen. Mimosen und Tulpen schmücken die Fenstersimse und versprühen Lebensenergie. Der Winter war nicht sehr hart, zumindest nicht wettertechnisch gesehen.

Doch ein jähzorniger Irrer wurde zum Präsidenten der grössten Macht der Welt. Kriege wurden weiter geführt. Waffenhandel betrieben. Ja, es ist Zeit für den Frühling und Leichtigkeit. Es ist Zeit, dass die Hoffnung und die neu gewonnene Energie Einzug nehmen. Mit Fresien, Spargeln, Küken und Sonnenschein auf der nackten Haut. Der neue Frühling darf kommen. Zeit für einen Neubeginn.


Oriana Ziegler-Somarriba,
10.3.2017, 116. Jahrgang, Nr. 69.

Artikel als PDF downloaden

Zu diesem Artikel wurde noch kein Standpunkt abgegeben.

 

Veröffentlichen Sie als erste Person Ihren

Standpunkt*:

Name:

*Wir freuen uns sehr über Ihre Gedanken zum Text des Tages, bitten Sie jedoch, keine Personen zu verunglimpfen und deren Haltung mit Respekt zu begegnen. Danke schön. Verstösse gegen unser Leitbild werden indes nicht verbreitet.

 

Winterthurs kleinste Zeitung der Schweiz.