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«Wandzeitung» vom 10.11.2017:

Wird die Initiative am 4. März 2018 angenommen, wird es uns in dieser Form nicht mehr geben:

#NoNoBillag.

Als ich ein kleines Mädchen war, wollte ich Prinzessin (von England), Hollywood-Star, Herzchirurgin (wegen dem Adrenalinrausch), Tierpflegerin (im Zoo), Delfin-Dompteuse (gibt es sowas?), Schriftstellerin und Astronautin werden. Manchmal alles zusammen, manchmal nur eins davon. Ich wurde Radio-Journalistin. Weil ich gerne Storys schreibe, recherchiere, unterhalte, erzähle, zuhöre und vertone. Er ist, für mich, der geilste Job der Welt.

Ab dem 5. März 2018 muss ich mir vielleicht einen neuen Job suchen. Prinzessin will ich nicht mehr sein. Für Hollywood fehlt mir das Talent. Ein Medizinstudium werde ich nicht mehr hinkriegen. In Zoo gehe ich gerne, mit meinem Kind. Delfinarien sind in der Schweiz glücklicherweise verboten. Ich habe Höhenangst, also wird das mit der Raumfahrt auch nichts. Bleibt Schriftstellerin. Ok, das kann ich probieren. Wir werden sehen, ob ich damit Erfolg habe.

Am 4. März wird die No-Billag-Initiative vor das Volk kommen. Diese will die Billag-Gebühr freiwillig gestalten. Mit der Billag werden die Programme der SRG finanziert. Aber nicht nur.

13 private TV- Stationen sowie 21 Radiosender profitieren auch davon. Der Sender, für den ich arbeite, Radio Stadtfilter heisst er, profitiert auch von diesen Geldern. Radio Stadtfilter ist ein nichtkommerzielles Radio, wir verstehen uns als ein alternatives, lokales Radio, welches abseits vom Mainstream informiert und politisiert.

Wir sind Teil dieser enormen Medienlandschaft, die zusammen mit der SRG und den privaten Stationen die Musik, die Information und die Hintergründe für jeden Geschmack bieten. Wird die Initiative am 4. März 2018 angenommen, wird es uns in dieser Form nicht mehr geben. Vielleicht auch in keiner anderen Form. Und wie es uns ergehen könnte, würde es den meisten gehen. SRG inklusive.

Ja, man darf sich über die x-te Musikshow auf dem öffentlichen Sender aufregen. Und man kann die Musik, die gespielt wird, total schlecht finden. Aber wenn Sie ja stimmen, so werden Sie nicht nur dafür sorgen, dass keine Musik aus irgendwo klingt, sondern Sie werden dafür verantwortlich sein, dass wir nicht mehr informiert werden, dass es keinen unabhängigen Journalismus geben wird. Denn machen wir uns nichts vor: Hinter der Initiative stehen Mächte, die von einem Ja sehr profitieren werden. Neu sollen die Konzessionen an den Meistbietenden versteigert werden. Und wer hat wohl am meisten Geld? Die Ringiers, Blochers und Tamedias dieser Schweiz. Halleluja!

Weniger Geld als die oben genannten Herrschaften brauchen Sie definitiv, wenn Sie zukünftig die Billag (die dann anders heisst, aber damit wir uns verstehen belassen wir es dabei). Nämlich 365 Franken. 1 Franken pro Tag. Geht, oder? Dafür kriegen Sie so einiges geboten.

Und wenn es Ihnen nicht passt, dann könne Sie weiterzappen. Aber nur, wenn Sie nein zur Initiative sagen. Bei einem Ja gibt es uns alle nicht mehr.


Oriana Ziegler-Somarriba,
10.11.2017, 116. Jahrgang, Nr. 314.

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