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«Wandzeitung» vom 11.9.2017:

Lebenswandel bestimmt Klimawandel:

Schaffen wir's?

Das 2015 in Kraft getretene Pariser Klimaabkommen verlangt, dass die weltweite Klimaerwärmung seit Beginn der Industrialisierung auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu beschränken ist. Für unser Land hat dieses Ziel etwas Ernüchterndes an sich. Denn bereits um 1,8 Grad ist hierzulande die Jahresdurchschnittstemperatur seit 1850 gestiegen. Im globalen Mittel sind es 0,85 Grad. Die Schweiz ist vom Klimawandel besonders betroffen – das ist das Fazit des Berichts „Brennpunkt Klima Schweiz“, den die Akademie der Naturwissenschaften im Herbst 2016 der Öffentlichkeit vorgestellt hat.

Der Bericht zeichnet ein unschönes Bild vom Klimawechsel in der Schweiz. Doch die beschriebenen Folgen vermögen wenig zu überraschen, sind sie doch teilweise bereits deutlich spür- und sichtbar, etwa im für die Schweizer Identität so wichtigen Alpenraum. So dürfte bis Ende des Jahrhunderts der grösste Teil der Gletscher in der Schweiz wegschmelzen. Im Hochgebirge entstehen stattdessen neue Landschaften von Fels, Schutt und spärlicher Vegetation. Der Permafrost taut langfristig bis in tiefere Schichten auf, was vermehrte Steinschläge und Felsstürze zur Folge hat. Der Alpenraum mag besonders empfindlich auf den Klimawandel reagieren, doch auch anderswo sind die Folgen markant. So droht die Fichte, der wichtigste Baum der Holzwirtschaft, aus den Wäldern des Mittellands zu verschwinden, setzen ihr doch Trockenheit und eine beschleunigte Vermehrung des Borkenkäfers zu. Wenn es im Sommer zu häufigeren und längeren Hitzeperioden kommt, verwandeln sich die Städte zu Wärmeinseln, die vor allem unseren ältesten und jüngsten Mitmenschen das Leben schwer machen. Durch die sommerliche Wasserknappheit ist ferner die Landwirtschaft vermehrt auf Bewässerung angewiesen. Umgekehrt verlängert sich mit dem Klimawandel aber auch die Hochwassersaison, und die Starkniederschläge werden immer häufiger.

Die Zeit zum Handeln ist überfällig! Durch geschickte und nachhaltige Raumplanung, die Städte plant, in denen Wohnen, Einkaufen, Arbeiten und Erholung nahe beieinanderliegen. Durch sparsamen Umgang mit den (noch) vorhandenen Ressourcen, sei es im Haushalt, in der Produktion oder im Bereich der Mobilität. Durch behutsamen Umgang mit unserer Umwelt beim Bau neuer Infrastrukturen. Durch ein qualitatives Wachstum also, das sich nicht mehr in die Fläche ausdehnen kann, weil wir die noch übriggebliebenen Grünräume nicht weiter verbauen dürfen. Die Zeit des gedanken- und rücksichtslosen Bauens auf der grünen Wiese ist endgültig vorbei.

Statt weiterhin „Grün“ zu zerstören, ist das Gebot der Stunde mehr „Grün“ und „Blau“ in die Städte zu bringen: Parks, Bäume und offene Wasserflächen verringern in den heissen Sommern nämlich den Wärmeinsel-Effekt. Lasst uns endlich vernünftig werden und den nachfolgenden Generationen eine Umwelt übergeben, die ihnen Handlungs- und Gestaltungsspielräume gewährt, ohne dass sie dabei irreparable Altlasten aus der heutigen Zeit übernehmen müssen! Müsste doch zu schaffen sein, oder?


Ludi Fuchs,
11.9.2017, 116. Jahrgang, Nr. 254.

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