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«Wandzeitung» vom 17.6.2017:

Ältere Menschen sind nicht zwangsläufig besserwisserisch und rückwärtsgewandt:

2018: Gemeinderatswahlen.

In nächster Zeit beginnen die Vorbereitungen für die Gemeinderatswahlen 2018. Parteien nehmen Kontakt auf mit potentiellen Kandidatinnen und Kandidaten möglichst mit dem Ziel, 60 freie Linien auf der Liste mit geeigneten Personen zu füllen. Da gibt es Diskussionen über einen möglichst paritätischen Frauenanteil, über die angemessene Vertretung aller Stadtkreise und ein breites Berufsspektrum. Gelegentlich werden am Ende der Wahlliste noch einige alte «politische Schlachtrosse» als Listenfüller aufgeführt in der Hoffnung, sie brächten einige zusätzliche Wählerstimmen, aber am Schluss aufgeführt, ohne Wahlchancen.

Winterthur zählt aktuell 112 121 Einwohner, davon sind 17 844 (16%) über 65 Jahre alt. Im aktuellen 60-köpfigen Gemeindeparlament ist ein Mitglied über 65 Jahre alt (1,6%) Wo sind die anderen 9, welche die Alterskategorie der über 65-jährigen vertritt? Warum haben die Parteien so grosse Hemmungen, über 65-jährige in Spitzenpositionen auf ihren Kandidatenlisten zu platzieren? Selbstverständlich geht es nicht um «Alte», die nie ihren Platz räumen, nicht um Sesselkleber. Es geht um ältere Menschen, die noch nie ein Behördenamt hatten, die politisch unverbraucht ihren Beitrag zur Entwicklung von Winterthur zu leisten bereit sind. Ältere Menschen sind nicht zwangsläufig besserwisserisch und rückwärtsgewandt. Sie haben auch neue Ideen, sind kreativ und vielleicht weniger karrierebewusst als Jüngere. Sie benötigen den GGR nicht als Sprungbrett für eine Politikerlaufbahn und verabschieden sich nicht bereits im Laufe der ersten Amtsdauer. Dieses «schnell mal hereinschauen» wird zunehmend beklagt.

Warum nur ist die Mitgliedschaft von über 65-jährigen im Gemeindeparlament ein Tabuthema? Ist es die Altersdemenz, unter welcher etwa 2% der Bevölkerung leiden? Verminderte Geisteskraft wegen ideologischer Verblendung ist auch ein Problem bei den Aktiven.

Es gab mal eine Partei, die Grauen Panther. Mitglieder der Zürcher Sektion kandidierten anfangs der 1990-er Jahre erfolglos für den Nationalrat. Seither ist es still um sie geworden. Sie existieren weiterhin in verschiedenen Städten als Seniorenvereine, um gemeinsam die Freizeit zu geniessen. In Winterthur haben der regionale Seniorenverband und verschiedene andere Gruppierungen diese Aufgaben übernommen, oft einer Kirchgemeinde zugehörend. Politisch aktiv sind nur die Basler Grauen Panther. Ihr Leitbild zeigt, dass sie sich nicht als Freizeitverein sehen: «Wir wehren uns gegen jede Diskriminierung des Alters. Wir bringen uns aktiv in die Gesellschaft ein, gestalten sie mit und lassen nicht über uns verfügen, usw.» Ältere Menschen sollten nicht eine Partei gründen wollen, um ihre Anliegen zu vertreten. Viel besser ist die Integration in die Parteien und damit auch die Mitabeit in den Parlamenten.

Wer glaubt, mein Plädoyer für die Kandidatur älterer Menschen sei ein diskreter Werbespot für meine eigener Kandidatur befindet sich auf der falschen Fährte. Meine 18-jährige Tätigkeit im Grossen Gemeinderat soll nicht verlängert werden. Es gibt genügend politisch unverbrauchte Alte, um im Grossen Gemeinderat die Anliegen der älteren Generation einzubringen.


Haymo Empl,
17.6.2017, 116. Jahrgang, Nr. 168.

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