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«Wandzeitung» vom 18.10.2014:

Schach als Sport:

Wir bleiben!

Viele Leute kennen Schach als Sport nicht. Andere erstarren – völlig unnötig – in Ehrfurcht, wenn ich ihnen davon berichte. So will ich etwas davon erzählen. Seit einigen Jahren ist Schach von einem speziellen Komitee als Sport anerkannt. Mit vielem, was dazugehört. Also auch dem Dopingverbot. Das nur nebenbei. In der Schweiz gibt es, wie in anderen Ländern, auch Mannschaftswettkämpfe in verschiedenen Ligen, von zwei Nationalligen bis zur 4. Regionalliga.

Ich selber spiele in der 3. Liga. Wir sind, als Winterthur 7, seit Jahren eine verschworene Mannschaft in gleichbleibender Zusammensetzung. Im Anschluss an die Wettkämpfe gehen wir zusammen essen und anlysieren die gespielten Partien. Bei Mannschaftswettkämpfen spielt jede und jeder an seinem oder ihrem Brett. In unserer Liga sind es sechs Spielende pro Mannschaft. Das Resultat der Mannschaft ergibt sich aus dem Ergebnis aller Bretter.

Kürzlich hatten wir unsere siebte und letzte Runde. Für uns war der Ausgang entscheidend. Wir lagen im Zwischenklassement auf dem zweitletzten Platz, und es ging darum, ob wir in der Liga verbleiben können, in die wir vor erst zwei Jahren aufstiegen sind, oder wieder absteigen. Würden wir gewinnen oder auch nur remisieren, wäre der Verbleib gesichert.

Wir spielten zuhause mit St. Gallen 4. Deren Mannschaft kam mit fünf heranwachsenden Jugendlichen im Alter zwischen 9 und 17 Jahren und deren erwachsenem Trainer. Wir kamen auf die Welt: Unser Mannschaftsleiter schrieb nach dem Match: «Gegen die erfrischend aufspielenden Kinder haben wir sehr alt ausgesehen.» Einer meiner Kollegen war der erste, den es traf. Er wurde von seinem Gegenüber gar matt gesetzt. Ich musste bald darnach aufgeben, weil ich vor einem Figurenabtausch zu wenig darauf geachtet hatte, was folgt – nämlich ein Zug «meines St. Gallers», der ihm entscheidenden Vorteil brachte. Es folgten zwei weitere Niederlagen unsrerseits, sodass wir 0:4 im Rückstand lagen. An den beiden weiteren Brettern wurde noch lange weitergespielt, es ergaben sich sehr heikle Stellungen, und insbesondere an einem schwankte der Vorteil hin und her. Schliesslich aber siegte unser Spieler gegen den Trainer, und am anderen Brett ergab sich ein Unentschieden. 1.5 : 4.5 war die Bilanz.

Erfrischend war aber auch das gemeinsame Ansehen der Partie danach. Mein elfjähriger Spielpartner – unterstützt von seinem neunjährigen Kollegen – erklärten mir, wie alles anders hätte gespielt werden können. Ich staunte nur so über ihr Stellungsverständnis. Sie sagten mir nicht nur, was richtig oder falsch war, sondern auch wieso. Wir hatten also weder gewonnen noch unentschieden gespielt. Darum wussten wir nach dem Spiel noch nicht, ob wir den Ligaerhalt trotzdem geschafft hatten. Das ergab sich erst am Sonntag, als wir das Resultat der letzten Mannschaft erfuhren. Sie gewann zwar und hatten damit gleich viele Mannschaftspunkte.Wir aber hatten über die ganze Saison 1.5 Einzelpunkte mehr gesammelt, und das gab den Ausschlag. So können wir nun auch in der kommenden Saison «oben» spielen, was anspruchsvoller und damit auch interessanter ist.


Ruth Huber,
18.10.2014, 113. Jahrgang, Nr. 135.

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