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«Wandzeitung» vom 28.6.2017:

Eine ganze Zeitungsseite «good news» über:

Die helle Seite der Kirchen.

Als ich am Dienstag nach Pfingsten, dem 6. Juni, den «Landboten» öffnete, habe ich nicht schlecht gestaunt: Auf Seite 3 – eine ganze Zeitungsseite lang! – ist ein zweiteiliger Artikel zu lesen gewesen über die Flüchtlingshilfe der christlichen Kirchen in Winterthur, zunächst vor allem der katholischen Kirche.

Ich muss offen gestehen: Das tut einem Kirchenvertreter wie mir schlicht gut. Wie oft wird in den Medien über die «dunklen Seiten» besonders der katholischen Kirche berichtet – und dies völlig zu Recht. Es gibt leider diese dunklen Seiten. Aber zum Glück nicht nur sie. Was die Kirchen auf Pfarrei- und Gemeindeebene mit unzähligen Freiwilligen, durch kantonale, nationale und internationale Institutionen an Hilfstätigkeiten konkret vor Ort und weltweit leistet, stellt tatsächlich eine der realen hellen Seiten der Kirchen dar. Dass diese ab und zu medial beachtet wird, finde ich schön.

Eine erwachsene Japanerin, die sich katholisch taufen wollte, habe ich gefragt, ob es für sie noch einen anderen Grund gebe, Christin zu werden, ausser dass ihr Mann katholisch ist. «Ja», hat sie geantwortet: «Wissen Sie, ich arbeite für ein Reisebüro und komme viel in der Welt herum. Überall, wo Arme sind, sehe ich Ordensschwestern am Werk. Das überzeugt mich.» Gott sei Dank!

In Winterthur bezüglich Flüchtlingshilfe ist Folgendes geschehen: Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise im Sommer 2015 haben wir als katholische Kirche die Stadt Winterthur gebeten, uns zu sagen, wie wir am ehesten helfen können. «Nur keine Kleidersammlung!» war die Reaktion; «aber wenn ihr bei der Wohnungssuche für anerkannte Flüchtlinge behilflich sein könnt, wäre das eine grosse Unterstützung.» Denn es gibt tatsächlich Flüchtlinge, die 15 Jahre lang in einer Asylunterkunft hängen bleiben, weil sie nach Hunderten von erfolglosen Wohnungsbewerbungen aufgegeben haben.

Damals ist es für uns ein Riesenglücksfall gewesen, dass genau zu diesem Zeitpunkt die langjährige Gemeindeleiterin von St. Ulrich-Rosenberg, Zita Haselbach, in Pension ging, was sie keineswegs als Ruhestand interpretierte. Sie nahm sich sofort und effizient des Anliegens an, hat nach ersten Abklärungen beherzt einen Verein gegründet («VIWO»), ein Netz von Freiwilligen aufgebaut, Kontakte zu möglichen Vermietern durch Mundpropaganda, Flyer, kirchliche Publikationen hergestellt.

Nach eineinhalb Jahren kann eine erste Bilanz gezogen werden, über die der Landbote eben am 6. Juni berichtet hat: Es sind 39 Wohnungen für 95 Personen vermittelt worden, 25 Freiwillige kümmern sich jeweils ein halbes Jahr lang um ein gutes Auskommen von Neumietern, Vermietern und Nachbarn, neben kirchlichen Beiträgen sind 24 000 Franken an privaten Spenden und 28 000 Franken an Darlehen beim Verein eingegangen, woraus Kautionen, Einkäufe bei Genossenschaften und Mietgarantien finanziert werden. Der reformierte Stadtverband ist dabei, mit einem namhaften Beitrag «ins Boot» zu steigen. Mit dankbarem Stolz habe ich das am Dienstag nach Pfingsten beim Morgenessen in der Zeitung gelesen.


Hugo Gehring,
28.6.2017, 116. Jahrgang, Nr. 179.

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