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«Wandzeitung» vom 26.8.2017:

Nur schon das Bewusstsein macht es einfacher, kleine Dinge zu schätzen:

Die Kunst des Zufriedenseins.

Als Kind wollte ich immer wie eine Detektivin aus einer Kinderserie, die ich liebte, sein. Ich verglich mich mit ihr, wollte auch so cool und schlau sein wie sie. Meine Schwester wollte wie Jasmin aus Aladdin sein, damit Aladdin, ihre grosse Liebe, sich auch in sie verliebte. Hat nicht jedes Kind irgendein Vorbild?

Heute sind es keine fiktiven Figuren mehr, die ich beneide oder bewundere, auch keine Stars oder Berühmtheiten, die jeder kennt. Natürlich beeindrucken manche Bekanntheiten aufgrund von gewissen Handlungen oder Aktionen, aber es ist keinesfalls so, dass ich mich vergleiche oder gleich sein möchte. Für das bin ich auch realistisch genug... Mich beieindruckt Reichtum nicht, ich brauche keine Villa oder eine Yacht, um glücklich zu sein. Ich hungere mich auch nicht runter, um den perfekten Körper zu haben, um von vielen umschmeichelt zu werden. Instagram-Profile, die ein angeblich perfektes Leben widerspiegeln, kann ich nicht ernst nehmen.

Die einzigen Menschen, die ich heute aufrichtig bewundere und die mich inspirieren, sind diejenigen Menschen, die einfach zufrieden mit ihrem Leben sind. Das klingt so simpel, ist jedoch heutzutage doch selten anzutreffen. Menschen, die zufrieden sind, haben diese spezielle Ausstrahlung, die sprühen vor positiver Energie und geben sie andern weiter.

Ich finde es bemerkenswert, wie sie Negatives gar nicht erst an sie heranlassen, beziehungsweise sie ihre Laune nicht verschlechtern lassen. Damit möchte ich nicht sagen, dass es ihnen nie schlecht geht, sie finden einfach einen Weg für sich, um das Schlechte erträglich zu machen. In meinem Umfeld kann ich solche so ausgeglichene Personen an einer Hand aufzählen und das nicht, weil ich fast keine Menschen kenne, sondern weil dieses Phänomen einfach so selten ist.

Leider kommt das Gegenteil dafür umso häufiger vor. Oftmals ärgert man sich über Dinge, die eigentlich gar nicht so wichtig sind. Hier schliesse ich mich auch mit ein. Aber ganz ehrlich: Wem bringt es etwas, dass wir uns aufregen, wenn die Ampel gleich rot wird, wenn wir gerade über die Strasse wollen, oder wenn das Wetter schlecht ist, oder der Autofahrer vorne so langsam fährt. Ja, das ist ärgerlich. Aber es ist eine Kunst, darüber hinwegzusehen und dann halt das Beste aus der Situation zu machen, indem man sich nicht aufregt.

Bei meiner Arbeit habe ich es oft mit überlaunigen, verbitterten und eben unzufriedenen Gästen zu tun, die gerne rummotzen, tausende Spezialwünsche anbringen oder einfach respektlos mit einem umgehen. Anfangs fand ich es schwierig, einen Umgang mit solchen Menschen zu finden, heute versuche ich, gar nicht erst auf diese Leute einzugehen, ihre Wünsche zu erfüllen, um im Nachhinein einfach sagen zu können, ich habe gemacht, was ich konnte. Wenn sie nicht glücklich sind, dann ist das ihr Problem.

Mein Lebensziel ist es, irgendwann auch einfach rundum zufrieden zu sein. Zurückschauen zu können und sagen: Ich habe ein gutes Leben gelebt. Ich habe schlimme Dinge erleben müssen, aber es hat sich alles gelohnt. Und ich glaube, nur schon dieses Bewusstsein macht es einfacher, kleine Dinge zu schätzen und das Leben so zu richten, dass es irgendwann so ist, wie es einem gefällt.


Salome Weber,
26.8.2017, 116. Jahrgang, Nr. 238.

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