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«Wandzeitung» vom 31.3.2017:

Dummer Zwist zwischen Akademikern und der Berufsbildungswelt:

Praxis oder Theorie? Antwort ist klar!

Rudolf Strahm, Ökonom und Publizist, schrieb kürzlich eine spannende Kolumne über den offenbar nicht enden wollenden Streit zwischen jenen, welche die Akademisierung vorantreiben wollen, und jenen, die nicht müde werden, das weltweit einzigartige, duale Bildungssystem der Schweiz zu feiern.

Natürlich geht es bei dieser Debatte um die Verteilung von Geldern, primär geht es aber um einen Anerkennungsstreit. Hier der von Strahm gemassregelte Bildungsdünkel, der sich die Hände nicht schmutzig machen will, da die rechtschaffene Fachkraft, die dank schmutziger Hände einen Erfahrungsschatz mitbringt – aber eben nur eine Lehre statt ein Studium absolviert hat.

Ich bin eine vehemente Verfechterin der Berufsbildung, und stolz, dass es die Sozialpartner und Organisationen der Arbeitswelt in unserem Land ein System geschaffen haben, das Schulabgängerinnen und -abgängern nicht auf eigenes Risiko in die Berurfswelt entlässt, sondern dafür sorgt, dass ihnen – staatlich behütet – das Rüstzeug vermittelt wird, damit sie später in der Privatwirtschaft bestehen und sich trotz wenig reguliertem Umfeld weiterentwickeln und entfalten zu können. Es brauchte und braucht das Commitment von Staat und Privatwirtschaft, in die jungen Leute zu investieren, um später von deren Knowhow zu profitieren. Diese Vorgabe ist in anderen Ländern leider nicht selbstverständlich, als Mitorganisatorin des Internationalen Berufsbildungskongresses, der 2018 zum dritten Mal in Winterthur stattfindet, wird mir das regelmässig vor Augen geführt.

Es gibt ausserdem die exzellenten Universitäten, besonders hervorgehoben die beiden Schweizer ETHs, die zu viel Innovation in der Schweiz beigetragen haben, und deren Renommée ein starkes Magnet für kluge Köpfe aus aller Welt ist – Studierende, Dozentinnen, Forscher oder Unternehmen leben, lehren, forschen und wirken wegen derart namhaften Institionen in der Schweiz und begeistern uns und unseren Nachwuchs mit ihrem Wissen. Sie sehen, worauf ich hinaus will ...

Auch die praktisch Ausgebildeten können dank Höherer Berufsbildung, also anschliessender Berufsmatur und weiterführenden Bildungsmöglichkeiten wie etwa an der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften den akademischen Weg einschlagen. So kommt es zu Resultaten, wie Strahm sie beschreibt: «Wer ursprünglich Heizungsmonteur oder Spengler gelernt hatte, macht heute mit der höheren Berufsbildung eine Spezialisierung in Solar-, Wärmepumpen- oder Sensortechnik oder wird zum Gebäudeautomatiker auf einem Niveau, das einem ausländischen Ingenieurstudium gleichwertig ist.»

Mehr braucht es nicht zu sagen: Es geht also nicht um die Frage Praxis oder Theorie, welche die Schweiz und ihre Wirtschaftkraft, ihren Wohlstand und ihre Lebensqualität garantiert, sondern um die Frage, wie wir uns endlich davon überzeugen, dass Praxis und Theorie ebenbürtige Kompetenzfelder sind. Statt darüber zu streiten, was denn nun für unseren Nachwuchs der bessere Ausbildungsweg ist, sollten wir der Frage nachgehen, wie wie diese Ebenbürtigkeit besser und überzeugender aufzeigen können.


Karin Landolt,
31.3.2017, 116. Jahrgang, Nr. 90.

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