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«Wandzeitung» vom 31.8.2017:

Fragen sind beinahe endlos und die Antworten verstecken sich irgendwo im Dunkeln:

In der Welt der Studierten.

Damals – in der 2. Sekundarschule um genau zu sein – entschied ich mich für eine Lehre und gegen das Gymnasium. Meine Begründung war, dass ich nicht nochmals mehrere Jahre die Schulbank drücken wollte. Als dann die Lehrstelle gefunden war, hatte ich eine bestandene Aufnahmeprüfung des Gymnasiums – für nichts. Also wieso nicht die Berufsmatura machen?

Gesagt, getan. Drei Jahre später stand ich mit bestandener Lehre inklusive Berufsmatura in der Hand da, und es stellte sich mir erneut die Frage, was nun? Studieren? Nein danke. Erneut die Aussage, dass ich nicht nochmals mehrere Jahre hinter der „Schulbank“ sitzen will. Und selbst wenn ich interessiert wäre, welches Studium käme überhaupt in Frage? Ich fand keine Antwort auf diese Fragen, also machte ich mich auf den Weg in die Arbeitswelt. Das war vor einem Jahr.

Seither gestalten sich Konversationen mit neuen und alten Freunden sehr ähnlich. „Und, was machsch du so?“ gefolgt von einem „Studiere isch keis Thema?“. Klar ist es ein Thema. Meine beste Freundin geht bald studieren. Frühere Mitschüler-/innen haben den Weg an die Fachhochschule oder an die Uni gefunden und erzählen mir von ihrem neuen Alltag. Eine weitere Kollegin ist genau so unratsam wie ich, wenn es um die Wahl eines Studiengangs geht. Es ist immer ein Thema, halt nur noch kein Plan.

Um ehrlich zu sein, scheint es mittlerweile auch der Standard zu sein, studieren zu gehen. Wenn ich mir Chancen in einer höheren Position in der Arbeitswelt erhoffe, so komme ich um eine Weiterbildung oder ein Studium fast nicht drum rum. Nun gut, mittlerweile bin ich dem Studieren auch nicht mehr so abgeneigt, wie noch vor einem Jahr. Aber soll ich mich tatsächlich in eine mehrjährige Verpflichtung stürzen, nur weil es der „normale“ Weg nach einer (Berufs-)Matur ist?

Und haben Sie sich schon mal angeschaut, wie viel einige Weiterbildungen kosten? Für 40 Tage Schule bezahlen Sie locker 20 000 Franken, das sind 500 Franken pro Tag! So viel müsste man verdienen. Wenn eine nicht mal zweimonatige Weiterbildung so einen Preis aufweist, dann will ich gar nicht wissen, auf wie viel Franken sich dann eine mehrjährige Schulung summiert. Und lassen Sie sich nicht von schönen Zahlen blenden – die Semestergebühren in einem Hochschulstudium an der ZHAW mögen nur 720 Franken sein, jedoch gibt es noch etliche weitere Fixkosten im Monat, welche für einen kleinen, durchschnittlichen Haushalt überwältigend sein können.

Somit bin ich noch immer unsicher, welchen Weg ich tatsächlich einschlagen soll. Die Überlegung, ob der Weg des geringsten Widerstandes, also einfach weiter zu arbeiten, auch die richtige Entscheidung ist, begleitet mich stetig. Aber will ich es in kauf nehmen, für einige Jahre wieder ohne ein geregeltes Einkommen dazustehen? Will ich wirklich wieder Tag für Tag meine Nase in Lehrbücher stecken? Und was erhoffe ich mir überhaupt von der Zukunft? Die Fragen sind beinahe endlos und die Antworten verstecken sich irgendwo im Dunkeln vor mir. Irgendwann werde ich sie finden – hoffe ich zumindest. Bisher hat es auch immer geklappt.


Nicole Langhart,
31.8.2017, 116. Jahrgang, Nr. 243.

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