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«Wandzeitung» vom 16.5.2017:

Die Zukunft der Kinder ist auch unsere Perspektive:

Nein zur Fremdspracheninitiative.

Am 21. Mai stimmen wir über verschiedene Vorlagen ab. Es ist wieder mal ein grosser Urnengang – Fragen von der Energiestrategie bis hin zur Stadtentwicklung sollen entschieden werden. Obwohl mir die Zusammenführung von Winterthur Tourismus und Stadtentwicklung im «House of Winterthur» als sinnvolles Projekt am Herzen liegt, möchte ich hier über eine kantonale Initiative schreiben: über die Volksinitiative «Mehr Qualität – eine Fremdsprache an der Primarschule». Denn als Mutter einer Vierjährigen betrifft sie mich besonders.

Die Initianten und Lehrerverbände fordern, dass an der Primarschule künftig nur noch eine Fremdsprache unterrichtet wird – ob Englisch oder Französisch, lässt der Initiativtext offen. Meine Vierjährige grüsst mit «hoi», «hola», «bonjour» oder «hello» und fragt immer wieder nach weiteren Worten. Zudem versucht sie sich schon fleissig im Hochdeutschen. Ich finde es sinnvoll, dass sie ihre Freude an Sprachen bereits in der Primarschule vertiefen kann. Und zwar im Englischen und im Französischen.

Bei einer Annahme der Initiative wäre aus staatspolitischen Erwägungen die Bevorzugung der Landessprache Französisch als erste zu erlernende Fremdsprache sehr wahrscheinlich, wenngleich sich das Thurgauer Parlament vor kurzem genau umgekehrt entschieden hat. Aus meiner Sicht müssen wir in der Deutschschweiz das Französische aus genanntem Grund weiter pflegen. Aber wird das Englisch aus dem Lehrplan der Primarschule gestrichen, schaffen wir für unsere Kinder bedeutende Nachteile. Ein möglichst früher Kontakt mit der dominierenden Weltsprache ist aus gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Erwägungen unausweichlich, um international mithalten zu können.

Die Initiative fordert einen Abbau von Bildungsleistung – und verschlechtert damit unser System. Wir dürfen uns nicht nur an den Leistungsschwächsten ausrichten. Gerade für diese wird heute schon viel gemacht. Die Wirtschaft braucht leistungsstarke Schüler, die Fremdsprachenkenntnisse in Französisch für die Schweiz und Englisch für den internationalen Kontext mitbringen.

Auch das Stimmvolk hat sich schon mehrmals für zwei Fremdsprachen ausgesprochen. 2008 haben wir dem HarmoS-Konkordat zugestimmt. Dieses schreibt vor, dass die Sprachregionen ihre Lehrpläne harmonisieren. Die Deutschschweizer Kantone haben sich entschieden, den Fremdsprachenunterricht spätestens ab der 3. und 5. Klasse einzuführen. Bereits 2006 wurde die kantonale Volksinitiative «Nur eine Fremdsprache an der Primarschule» deutlich abgelehnt.

Die Forderungen der Initianten widersprechen damit gleich zweimal dem Volkswillen. Und sie legt unseren Kindern nur Steine in den Weg. Deshalb hoffe ich, dass auch diese Initiative abgelehnt wird. Als Mutter und als Freisinnige.

 


Carola Etter-Gick,
16.5.2017, 116. Jahrgang, Nr. 136.

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