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«Wandzeitung» vom 20.7.2017:

Ich wünsche mir, dass die junge Bewegung En Marche in Frankreich Erfolg hat:

La Suisse en marche.

Ja ich gebe es zu – meine Hoffnung bei den Wahlen in Frankreich beruhte von Anfang an auf Emmanuel Macron. Er war für mich keine Notlösung, um Marine Le Pen zu verhindern.

Durch enge internationale Kontakte auf Parlamentsebene waren mir sein Name und seine Bewegung En Marche schon einen Begriff, bevor sie in der Schweiz medial gross ein Thema wurden. Und ich hatte immer das Gefühl, das Prinzip schon Jahre vorher auf eine Art selber erfunden zu haben. Nicht dass ich die Fähigkeit oder die Genialität eines Macron gehabt hätte – nur die Idee.

Was heisst das, das Prinzip En Marche? Daran gefällt mir der Einbezug der Zivilgesellschaft. Mich spricht an, dass es keine Ideologie und keine im Voraus festgelegten Richtig oder Falsch oder Das-darf-man-nicht-denken gibt. Denn solches führt selten zu einer wirklich umsichtigen und befriedigenden Lösung. Ich habe den Satz selber auch schon gehört: Sie ist keine echte Sozialdemokratin. Und ich weiss bis heute nicht, was damit gemeint ist. Ist nun ein echter Sozialdemokrat, wer sich gegen die AHV einsetzt, weil das Rentenalter für Frauen erhöht wird? Oder der, der dem Sozialdemokratischen Bundesrat Alain Berset und unserer Fraktion folgt und den ausgewogenen Kompromiss und die Stabilität der Errungenschaft AHV mitträgt und damit Verantwortung übernimmt, dass dieser bewährte Generationenvertrag nicht in ein Milliardendefizit gerät? Nicht richtig SP, nicht richtig Grün, nicht richtig SVP, nicht richtig irgendwas. In der Politik hört man das von Menschen, die ihre Position für absolut, unumstösslich und einzig richtig halten. So nenne ich gern das Beispiel, dass eine Parlamentarierin der SVP einen Vorstoss unserer Fraktionschefin übernahm im Laufe des Beratungsverfahrens. Und unsere Partei hat diesen eigenen Vorstoss abgelehnt. Aus Reflex. Weil der falsche Name drauf stand. Aber umgekehrt ist es nicht besser. Denselben Reflex haben andere Parteien auch und es gäbe zahlreiche Beispiele dazu.

Es ist das, was eine Bewegung wie En Marche so attraktiv macht für viele, welche das Hickhack nicht mögen, sondern echte Lösungen wollen. Und es ist das, was möglich macht, dass sich Leute, die sich bis anhin von der Politik wenig angesprochen fühlten, plötzlich engagieren.

Damit meine ich keinesfalls, dass Parteien sich von Inhalten abwenden sollten. Es ist nicht ein Wischiwaschi, das attraktiv ist. Die Attraktivität besteht vielmehr in der Offenheit, im Mitgestalten können von Lösungen, ohne dass es im Voraus schon Tabus gibt. Das ermöglicht, jemandem links denkenden auch einmal für einen Lösungsweg zu sein, der vielleicht nicht von Links kommt. Weil er am Schluss zu einem guten Ziel führt. Und natürlich umgekehrt.

Ich wünsche mir, dass die junge Bewegung En Marche in Frankreich Erfolg hat und es echt schafft, etwas zugunsten der Menschen zu machen. Das ist wichtig für Europa und es ist wichtig, damit der Front National bei den nächsten Wahlen nicht alle Enttäuschten auf seiner Seite hat. Und es ist auch wichtig, weil es Menschen anregen könnte, mit einer gewissen Offenheit Politik zu machen.


Chantal Galladé,
20.7.2017, 116. Jahrgang, Nr. 201.

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