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«Wandzeitung» vom 29.7.2014:

Reparaturkosten:

Was tun Sie mit 125 000.– pro Tag?

Stellen Sie sich vor: Sie haben an jedem Arbeitstag 125 000 Franken zur Verfügung. Das macht pro Woche 625 000 Franken. Oder wenn Sie es lieber pro Stunde möchten (wir machen acht Arbeitsstunden pro Tag): 15 625 Franken. Jetzt werden Sie sagen, dass kein Mensch so viel pro Stunde verdient, der Mindestlohn für «gewöhnliche Menschen» ist ja etwas über 20 Franken. Natürlich gibt es viele Menschen, die mehr einnehmen, eine Lehrperson beispielsweise wird je nach Lohnstufe pro gehaltene Unterrichtsstunde circa 96 Franken verdienen.

Aber: Vor- und Nachbereitung, Eltern- und Teamarbeit kommen noch dazu werden nicht zusätzlich entlöhnt. Noch ein Beispiel aus der Kommunikation: In Rüschlikon findet demnächst ein Vortrag zum Thema KREATIVITÄT statt, ein Thema, zu dem schon unendlich viel geschrieben worden ist. Ich habe deshalb einige Bekannte gefragt, wie viel Eintritt sie für diesen Vortrag bezahlen würden. Das Maximum war 300 Franken. Wenn 100 Menschen den Vortrag besuchen, gibt das 30 000 Franken für rund zwei Stunden Vortrag. Da geht noch etwas an Unkosten ab. Netto bleiben dem Referenten dann noch etwa 10 000 Franken pro Stunde. Doch der offizielle Eintritt ist höher, nämlich 1480 Franken. Jetzt können Sie selber rechnen... (Da ich hier keine Werbung mache, kann ich Ihnen Ort, Datum und Referent gerne persönlich bekannt geben: Telefon 079 707 67 679.)

Also: was würde ICH mit täglich 125 000 Franken machen? Ich könnte mir alle zwei Tage einen Rolls Royce kaufen, oder Ende Woche einen Aston Martin. Oder, wenn ich ein Jahr sparen würde, gäbe es ein komfortables Haus mit Pool et cetera. Aufs Jahr gerechnet kommen insgesamt doch ein paar Millionen zusammen. Wenn ich jetzt schreibe, dass ich nur mit 39 Arbeitswochen pro Jahr und mit Fünftage-Woche rechne, werden Sie wahrscheinlich schon merken, um was es da geht, welche Reparaturkosten hier gemeint sind. Es geht um insgesamt 24,4. Millionen. Ich gebe zu, dass ich nicht weiss, wie ich das viele Geld anlegen würde.

Aber ich weiss, wer es weiss: Die Stadt Winterthur, genau genommen, das Departement Schule und Sport. 24,4 Millionen Franken waren 2013 die Kosten für «sonderpädagogische Massnahmen», Tendenz steigend. Ganz bestimmt braucht es diese «Reparaturkosten» für behinderte, geschädigte, schwierige Schülerinnen und Schüler, die in unsere Schulen gehen, das bestreitet niemand. Und es geht in den meisten Fällen wirklich ums «Reparieren»; Heilen, Ganzwerden, das ist in vielen Fällen nicht realistisch. Aber ich finde es unwahrscheinlich teuer. Was geht denn unter «sonderpädagogische Massnahmen»? Die Dienste von Psychologen, Psychiatern, Heilpädagogen, Schulsozialarbeitern et cetera.

Meine Fragen an Sie: 1. Warum sind diese Massnahmen nötig? Was hat zu dieser Zunahme von null auf 24,4 Millionen in den letzten 30 Jahren geführt? 2. Welche Möglichkeiten gibt es zur Verringerung der Kosten? Bitte schreiben Sie in den Blog, ich versichere Ihnen, dass Ihre Meinungen nicht nur wahrgenommen werden, sondern Konsequenzen haben werden.

 


André Bernhard,
29.7.2014, 113. Jahrgang, Nr. 54.

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