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«Wandzeitung» vom 30.4.2017:

Logik schenkt mir heute eine gewisse Leichtigkeit im Sein:

Die Krux mit der Logik.

Zu Beginn meiner Schulzeit war alles in Ordnung. Wir lernten Zahlen und Buchstaben kennen und bald schon konnten wir mit Zahlen rechnen und mit Buchstaben schreiben. Das fand ich toll und absolut logisch. Doch es dauerte nicht lange, bis eine bestimmte Teillehre der Mathematik in mein Leben trat – die Algebra. Sie sollte mein Verständnis für Logik ein erstes Mal grundlegend ändern. Ich tat mich schwer, plötzlich Zahlen durch Buchstaben zu ersetzen, um irgendwelche Gleichungen mit Unbekannten zu lösen. Ich wollte Buchstaben in Wörter verpacken und mit ihnen Geschichten erzählen. Es schien mir unlogisch und unsinnig, dass sie nun lediglich als Platzhalter herhalten sollten! So entschied ich mich, zukünftig die meisten Mathematikstunden aus physisch oder psychischer Ferne «mit zu verfolgen» und mich den wichtigeren Dingen des Lebens zu widmen.

Kurze Zeit später hatten es aber ein engagierter Philosophielehrer und sein Idol Aristoteles geschafft, eine gewisse Begeisterung für die «Wissenschaft vom richtigen Schliessen» in mir zu wecken. Plötzlich machte es durchaus Sinn, logisch zu denken; also aus einer Situation Schlüsse ziehen, Informationen zu kombinieren, Folgen und Wirkungen einer geplanten Handlung zu bedenken und verschiedene Möglichkeiten abzuwägen.

Logisch denken bedeutete also begründetes Schlussfolgern. Das klang logisch und meine Welt schien wieder in Ordnung, bis zur ersten Statistikvorlesungen im Studium. Dort wurde mir schmerzlich bewusst, dass mein damaliger Boykott gegenüber Gleichungen mit Unbekannten Konsequenzen mit sich ziehen würden und die wichtigen Dinge des Lebens für den Moment hintenanstehen mussten.

Und spätestens seit mein Leben durch Mann und Kind bereichert wurden, musste ich mein Verständnis von Logik nochmals revidieren. Denn bei uns sieht es so aus, dass für jedes Individuum eine logische Begründung anders aussieht.

Für Kinder ist es logisch, etwas zu tun, weil es ihnen einfach Spaß macht. Für die meisten Erwachsenen ist es logisch, die Vernunft mitreden zu lassen, zumindest manchmal. Und für andere scheint es logisch, dass etwas gut ist, weil es schon immer so war. Logisch denken und handeln sind also abhängig von Wertmaßstäben, vom Alter, der Kultur, der Lebenseinstellung und vor allem von den Prioritäten, die jemand setzt. Dieses Verständnis von Logik schenkt mir heute eine gewisse Leichtigkeit im Sein, trotz meiner leider immer noch begrenzten Fähigkeiten in den mathematischen Disziplinen.

Und sollte unverhofft doch eine Unbekannte auftauchen, handle ich heute instinktiv logisch und frage einfach meinen Mann.


Bea Studler,
30.4.2017, 116. Jahrgang, Nr. 120.

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