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«Wandzeitung» vom 29.9.2017:

Ich ärgere mich nicht mehr so sehr über Kleinigkeiten wie Regentropfen:

Freud und Leid, oft näher als gedacht.

Um fast ein Haar hätten Sie hier von mir keine Premiere erhalten. Ich gehörte ebenfalls zu den Nörglern, welche sich über Regen, Schnee, Kälte et cetera nicht freuten. Vor allem jetzt im Sommer und nach meinem intensiven aber dennoch wunderbaren Jahr als Gemeinderatspräsidentin wollte ich meiner Passion wieder vermehrt nachgehen und mit meinem Motorrad Pässe befahren und durch unser schönes Land fahren und die Freizeit und Freiheit geniessen.

Es ist ein herrliches Gefühl auf dem Sattel eines Motorrades zu sitzen, den Wind am Körper zu spüren während der Fahrt und über Pässe oder Strassen zu fahren und in die Kurven zu liegen. Die Kraft der „Pferde“ zu spüren beim Bedienen des Gashebels. Für einige ist dieses Gefühl beim Auto das Nonplusultra, für andere wie mich ist es beim Motorrad.

Doch anders als beim Auto wirken auf zwei Räder ganz andere Kräfte und es gelten andere physikalische Gesetze. Nun zur Auflösung bezüglich der Überschrift. Diese Freude kann sich manchmal innert ein bis zwei Sekunden in Leid ändern. In einem entscheidenden Moment falsch zu handeln, kann Folgen haben. Sei es der falsche Blick oder den Zeitpunkt verpassen und nicht in die richtige Position zu schwenken und statt der Strasse weiter zu folgen geradeaus von der Strasse abzukommen und zu verunfallen.

Vor nicht allzu langer Zeit musste ich leider gerade einem solchen Moment aus etwa 100 Meter Entfernung zusehen, wie eine Frau aus meiner Motorradgruppe diesen einen Zeitpunkt verpasste, von der Strasse abkam, Kopf voran in eine Hausmauer prallte und leider direkt auf der Stelle verstarb.

Diese Bilder werde ich nun mein Leben lang mittragen und damit leben müssen. Aufhören Motorrad zu fahren werde ich deswegen nicht. Werde aber dieses Ereignis als Mahnfinger auf meine zukünftigen Ausfahrten mitnehmen.

Vielleicht gibt es unter den Lesern hier ein Paar, welche es sich auch schon überlegt haben, dieses Hobby zu erlernen. Daher möchte ich Euch um etwas bitten: Seit vernünftig und nehmt nicht gleich eine PS-starke Maschine – auch wenn sie „noch so geil“ aussieht. Nehmt zum Beginnen eine etwas schwächere Version und lernt Richtig mit dieser Maschine umzugehen.

Klar erlauben es die aktuellen Gesetze, gleich mit einer „Rennmaschine“ fahren zu lernen. Aber eine falsche Entscheidung innert einem Bruchteil einer Sekunde und es war die letzte Entscheidung, welche Ihr getroffen habt.

Seit diesem schwarzen Sonntag geniesse ich nun mein Leben anders und etwas intensiver. Ich ärgere mich nicht mehr so sehr über Kleinigkeiten wie Regentropfen oder wenn es etwas kühler ist und ich wieder lange und warme Kleider aus dem Schrank nehmen muss. Ich lasse mich auch nicht mehr so schnell aus der Fassung bringen, sondern nehme alles etwas Gelassener.

 


Chantal Leupi,
29.9.2017, 116. Jahrgang, Nr. 272.

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