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«Wandzeitung» vom 23.1.2018:

Wohin geht Winterthur?

Das Leben ist ein Werkstattladen.

In Winterthur gibt es einen Werkstatt-Laden. Das alte Gärtnerhaus mit rund 150 Jahren Geschichte stand im Park der Villa Anderes am Breitesüdhang. Ein Nachkomme nutzte das gelbe Haus, um als Innendekorateur und Sattler sein Geld zu verdienen. Vor rund 30 Jahren machte er die Werkstatt zum Werkstatt-Laden. Seither bildet das Gärtnerhaus einen Ort der Begegnung mit Ausstellungen und Künsten aller Art. Christoph Anderes ist es gelungen, das Alte zu erhalten und auf gründliche, doch komplexe Weise aus der Geschichte etwas Neues zu machen, das Zukunft und Beständigkeit hat.

Wohin geht Winterthur? Es ist meines Erachtens noch keiner Regierung in den vierjährigen Zyklen gelungen, jeweils aus den Fussstapfen ihrer Vorgänger zu treten. Das wäre nur möglich, wenn die Problemstellungen dieser Stadt, über alle Departemente verteilt, grundsätzlich angegangen würden. Wir sind es nicht gewohnt, die Sache anzusprechen, die wir tatsächlich denken könnten, um aus der Geschichte der Stadt die Zukunft zu gestalten. Wir bewegen uns an der Oberfläche einer geschichtsträchtigen Stadt. Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich in der Altstadt Winterthurs. Alles, was wir entscheiden, spiegelt sich spür- und fühlbar in diesem Kern, der auch der Herzpunkt unserer Politik sein kann. Doch wenn Menschen nur auf der Oberfläche tanzen, wissen sie nicht, wie sie ihre Politik argumentieren. Sie heben hervor, was längstens alter Käse ist; und sie beginnen einander verbal zu attackieren, was immer ein Zeichen von Schwäche ist.

Wer heute in Winterthur seine Stärken hervorheben will, schaut in die Zukunft. Er fragt sich, ob in Werk 1, der heutigen Lokstatt, der Boden noch entgiftet werden kann oder ob die Gifte aus den Giessereien in den Böden von Töss und Oberwinterthur erst Mal mit klotzigen Überbauungen zurückgehalten werden müssen, um danach als schleichender, unsichtbarer Tod durch die Betonwände zu entweichen. Wer in die Zukunft denkt, spricht Sachen an, die uns alle bewegen. Es scheint mir aber, dass Winterthur immer noch versucht, mit Köpfen Politik zu machen.

Doch sollten wir erkennen, dass unsere Konflikte im Raum Winterthur spielen. Winterthur braucht Menschen, die gemeinsam stark sind, eine Regierung zu bilden, die auch entgegen der Lobby und entgegen bestehender Netzwerke beginnt, vertikal zu denken. Die die Kraft hat, nicht nur Vergangenes zu korrigieren und dennoch wieder am gleichen Punkt zu stehen, sondern Strategien bildet, die auch unter Gepolter und Machtspielen in der Sache geführt werden können.

Wer nicht bereit ist, aus bestehenden Netzwerken herauszutreten, um als Mensch die Geschäfte zu führen, die es komplex-kausal und gemeinsam anzusprechen gilt, sollte sich weder zur Wahl noch zur Wiederwahl stellen. Er webt bereits in den Fängen alter Strukturen. Wir brauchen mutige Menschen, keine Kopfjäger, um jetzt die alte Werkstatt Winterthur in einen gesunden Laden umzuwandeln.

Hört mit Missgunst und Kopfgeschichten auf! Ihr seid durchaus fähig, unabhängige Menschen und starke Politiker zu sein. Wer anstelle seiner politischen Schwäche Sache zeigt, wird gewählt. Dann wird Winterthur eine Reise wert.


Heiner Dübi,
23.1.2018, 117. Jahrgang, Nr. 23.

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