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«Wandzeitung» vom 9.1.2018:

EIN SATZ:

Cologne Rape.

تتمنى الشرطة في كولن لجميع الناس في منطقة كولن وليفركوزن والمدن الأخرى إحتفا ...

Auszug Tweet der Polizei Nordrhein-Westfalen Köln

Glücklicherweise bin ich in der kleinen, beinahe grossen Stadt tätig und geblieben, die wir alle gut kennen, und darf die Vorgänge in Deutschland aus der Ferne beobachten.

Als Mitglied der Aufsichtsinstanz sowohl über die kleine, beinahe grosse Stadt als auch den Landkreis (der übrigens per Ende Jahr um die Gemeinde Hofstetten geschrumpft ist – 20 kleine Negerlein, da warens nur noch 19), bin ich froh, für das Pendant in NRW nicht zuständig zu sein.

Nicht so sehr, weil ich der Polizei für ihren arabischen Tweet an den Karren fahren müsste oder auch nicht, weil sie wohl kaum das geltende Recht verletzt, wohl aber weil ich der Staatsanwaltschaft an den Karren fahren müsste, dass die den Tweet kritisierende AfD-Politikerin Beatrix von Storch ein Vorverfahren wegen Volksverhetzung kassiert. Twitter kann ich für seine Willkür, den Account zu sperren, schon gar nicht belangen.

Es gilt, den Stein des Anstosses wieder an seinen unverrückbaren (französische Revolution! Gesellschaftsvertrag! Menschenrechte!) Platz zu rücken. Wie jedermann, der für die Geltung von Grundrechten für gesellschaftlich Verfemte (Pädophile! Nazis!) eintritt, muss er polititschkorrekterweise sein Commitment zur herrschenden Mehrheitsauffassung abgeben. Nein, ich bin nicht rechtsextrem, ich gehöre ja den Grünen an (Emoticon Heiligenschein). Atmet auf, Brüder und Schwestern dieser Erde.

Trotz oder gerade wegen dieses Commitments krieg ich so nen Hals, um das mal auf gut nordrheinisch auszudrücken: Es ist das Recht auch von Afd-Politikern, Behörden zu kritisieren. Es ist das Recht, sie auch ungerechtfertigt zu kritisieren, solange nicht einzelne Personen persönlichkeitsverletzend angegriffen werden. Nach amerikanischer Sichtweise – die ich in vielen andern Bereichen nicht teile, aber hier dazu neige, zu meiner zu machen – gilt nach dem 1. Amendment zur amerikanischen Fassung sogar, dass jeder grenzenlos sprechen darf. Darum gibt es Trump. Scheisse zwar, aber es darf ihn geben. Also darf auch die Störchin finden, dass die Kölsche Polizei keine arabischen Tweets absondern soll. Es dürfen aber auch alle andern Vögel finden, dass sie es nicht darf.

Himmel, wo sind wir. Jeder sucht ein Haar in der Suppe des andern, um es genüsslich aus der Brühe zu ziehen und es dann entrüstet anzuprangern. Und keiner bemerkt, dass das übliche Spiel der öffentlichen Entrüstungsbewirtschaftung gespielt wird. Medien legen das Haar dankbar unters Rasterelektronenmikroskop und schlürfen nacher die fette Brühe aus dem Teller.

Der Rape der Silvesternacht 2016/2017 in Kölle ist nicht vergessen, aber es ist wurst geworden, was damals (und heute) passiert ist, Hauptsache die Protagonisten können die Vorgänge für ihre Zwecke instrumentalisieren.

In Köln schaffen minderjährige Stricher in der Silvesternacht an, um sich den neuesten Modehype, den der Neoliberalismus zum Must erklärt, leisten zu können. Sprösslinge, von ihren mit der Entrüstungsbewirtschaftung absorbierten Eltern aus den Augen verloren. Namen von Personen und Strichplätzen der Redaktion bekannt.

Köln 2018, Winterthur 2018? Who, too?


Adrian Ramsauer,
9.1.2018, 117. Jahrgang, Nr. 9.

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