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«Wandzeitung» vom 5.2.2018:

Kein Mensch weiss, wie lange ein gesunder Körper leben kann:

Bitte nicht sauer werden.

Kürzlich fragte mich mein Sohn, ob er eigentlich auf die Welt gekommen sei, um zu arbeiten. Er meinte damit nicht das Arbeiten selber. Im Gegenteil, er arbeitet mit Leib und Seele, viel Geschick und mit mehr Wissen als er von der Schule kennt – und das erst noch mit Freude, Spass, zuverlässig und gern. Die Frage, die er sich stellte war, ob er dafür geboren worden sei, mit seiner Körperkraft für andere zu arbeiten, damit sie durch und mit seinem Geschick zu mehr Geld und Wohlstand kommen. Diese Frage ist alt bekannt! Schon manche haben die Internationale gesungen. Der politische und wirtschaftliche Diskurs, was ein gerechter Lohn sei, wird uns stetig in Atem halten.

Mich bringt die Frage nach der Arbeit meiner Körperkraft auf eine andere: Sind wir auf die Welt gekommen, damit das Gesundheitswesen Geld an unserem Körper verdient? Notabene bevor es explodiert? Kürzlich habe ich einen Brief der Krankenkasse bekommen. Die Kasse stellte die Wirtschaftlichkeit meiner Krankheit bedingten Komplementär-Therapie in Frage und münzte die alternative Behandlung einer aktuellen Beschwerde in Prävention um. Ohne ärztliche Beurteilung könne meine Genesung nicht als wirtschaftlich bezeichnet werden. Voilà! Da sind wir mitten in einem Thema, das jedes Menschenleben und jede Gesellschaft berühren muss. Sind wir dazu da, die Arztpraxen zu füllen? Müssen unsere Körper herhalten, um Spitäler rentabel zu machen? Dürfen wir Menschen nur zu horrendem Geld die Krankheiten vergolden, um das Heilbestreben und die Selbstheilung des Körpers chemisch, sprich klassisch-medizinisch zu blockieren? Es ist wahr, dass die Pharmaindustrie an mir keine Freude hat, wenn ich komplex-homöopathisch und für vergleichsweise wenig Geld der chemischen Wirtschaft keinen Dienst erweise. Sind wir Menschen dazu da, unsere Gebrechen im Alter als normal zu bezeichnen, um die Wirtschaft im Gesundheitsbereich anzukurbeln, damit andere an unserem Körper Geld verdienen, das sie sonst nicht bekämen?

Mit dem Schreiben meiner Kasse wurde ich aufgefordert, meinen Körper für sehr teures Geld im Bereich der obligaten Grundversicherung abklären zu lassen; womöglich noch die chronischen Anzeichen chemisch zu verhärten, so dass ich angeblich gesund im späteren Alter via Rollator, versauert die Pflegeheime unterstütze, denn auch diese müssen wirtschaftlich sein und rentieren. Ja, das Gesundheitswesen buhlt um Körper. Noch nie hat es so viele rentable Rentner gegeben, und sie werden immer jünger umzingelt. Es ist selbstverständlich, dass man mit sechzig schon mal Gelenke operiert und Kortison frisst; dass man mit fünfzig an Krebs stirbt, mit siebzig kaum mehr gehen kann und mit achtzig dement im Heim liegt, vollgestopft mit Medikamenten, deren Nebenwirkungen die Wirtschaftlichkeit lukrativ erhöhen, bevor der Körper – nicht mehr rentabel stirbt. Doch das Geschäft geht weiter: Die Transplantationen machen es möglich, die Wirtschaftlichkeit mit Organhandel und Operationen über ein Leben hinaus aufrecht zu halten. Immer für gute Zwecke. Wer sich da nicht die Hände reibt? Ich hoffe, Sie sind jetzt nicht sauer. Denn Harnsäure im Körper macht Menschen krank.


Heiner Dübi,
5.2.2018, 117. Jahrgang, Nr. 36.

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Standpunkte:

6.2.2018, 16:35 Uhr.

Heiner Dübi schrieb:

Ich habe diverse Antworten und positive Reakionen auf diese Kolumne direkt erhalten. Vielen Dank.


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