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«Wandzeitung» vom 29.1.2018:

Plädoyer für einen differenzierten Umgang mit der Cannabis-Freigabe:

Cannabiskonsum von Jugendlichen ok?

Von Montevideo über Colorado bis hin nach Alaska – die Legalisierung von Cannabis hat in den letzten Jahren für weltweites Aufsehen gesorgt; die weitgehende Entkriminalisierung des Konsums bei Erwachsenen ist mittlerweile in vielen Ländern Tatsache. Auch in der Schweiz hat die Frage nach dem Umgang mit Cannabis in letzter Zeit generell zugenommen. "Kiffen ist nicht schädlicher als Alkohol", "Studie belegt medizinischen Nutzen von Cannabis", "Schnelltest für Hanf" – um nur einige Schlagzeilen zu nennen. Wie man mit dem verbreiteten Cannabiskonsum in der Schweiz umgehen soll, ist seit jeher höchst umstritten. Gegner und Befürworter einer Legalisierung stehen sich unversöhnlich gegenüber; es herrscht in diesem Bereich geradezu ein Glaubenskrieg. Unbestritten in der Diskussion um Cannabis ist, dass die Neuzüchtungen von Cannabis sativa heute einen deutlich höheren THC-Gehalt aufweisen. Lag dieser in den Neunziger Jahren noch ungefähr bei drei Prozent, ist heute ein THC-Gehalt von bis zu 30 Prozent üblich. Das heutige Cannabis ist somit um ein Vielfaches stärker als noch vor einigen Jahren, die Gefahr einer Abhängigkeit dürfte parallel zur gesteigerten Wirkung entsprechend deutlich höher liegen. Cannabiskonsum scheint auch in der Schweiz Teil der gesellschaftlichen Realität zu sein. Auf eine Wertung dieser Entwicklung soll an dieser Stelle verzichtet werden. Fakt ist, dass jenseits aller Legalisierungs- und Entkriminalisierungsbemühungen die Schädlichkeit des Cannabiskonsums für junge Menschen bei Fachleuten unbestritten ist. Einigkeit herrscht darüber, dass dem Jugendschutz besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Wir wissen heute um die Schädlichkeit von Cannabis bei Jugendlichen – und dass die Abhängigkeitsrate bei täglichem Konsum wesentlich höher ist als bei Erwachsenen. Studien belegen, dass regelmässiges und häufiges Kiffen im jungen Alter einen schädlichen Einfluss auf die Gehirnentwicklung hat, die beim Menschen erst im Alter von etwa 25 Jahren abgeschlossen ist. Anhaltende Aufmerksamkeitsdefizite, Mängel bezüglich des Kurzzeitgedächtnisses sowie eine verminderte kognitive Leistung können unter anderem die Folgen sein. Des Weiteren zeigen Studien, dass jugendliche Kiffer gefährdeter sind, an einer Psychose oder an Schizophrenie zu erkranken. Auch wenn Kiffen bei Schweizer Teenagern gemäss einer internationalen Schülerbefragung weit verbreitet ist – das "Suchtpanorama Schweiz" bestätigt diesen Befund – wäre es verheerend, den Cannabiskonsum bei Jugendlichen zu verharmlosen. Zumal die Folgen eines intensiven Cannabiskonsums im Jugendalter die ganze Gesellschaft betreffen können. In der Debatte um die Legalisierung oder Entkriminalisierung von Cannabis ist dem Aspekt des Jugendschutzes höchste Beachtung zu schenken. Das bedingt auch, dass sich die verantwortlichen Erwachsenen mit den gesundheitsschädigenden Auswirkungen von Cannabis, und weiteren Suchtmitteln, auseinandersetzen müssen. Fazit: Der Cannabiskonsum ist – wie auch der Konsum von anderen Suchtmitteln – Realität. Der Schutz der Jugend vor gesundheitsschädigendem Konsumverhalten ist wesentlich Aufgabe der Erwachsenen – bei der Gesetzgebung aber auch bei der Frage nach den Folgen für das einzelne Individuum und die Gesellschaft als Ganzes.


Marcel Riesen-Kupper,
29.1.2018, 117. Jahrgang, Nr. 29.

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