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«Wandzeitung» vom 18.6.2018:

Alltägliches:

Komplettverpeilung 2.

Yeah, Weibertag, shoppen in Konstanz. Wir haben beide Einkaufszettel – im Kopf. Ich bin wegen Schuhen für mein Festkleid hier, sie will am Ende noch Hackfleisch kaufen und daheim eine leckere Bolognese kochen. Meine deutsche Freundin ist ortskundig und ich werde meine Schritte in ihren Schatten stellen. Ihr Freund bringt uns hin. Er meint es gut, biegt aber falsch ab und wir landen in einer Seitenstrasse bis er halten kann. Fröhlich winken wir ihm nach als er hupend davon fährt. Kein Ding, meint sie, als wir davon zotteln, der vermeintlichen Innenstadt entgegen. Ich sage nichts, eigentlich hätte ich jetzt schon einen Kaffeegluscht. Leider werden wir Fussgänger wegen Baustellen umgeleitet. Unser Weg führt dem Rhein entlang, immer weiter weg. Die Aussicht ist supi, das Wetter könnte besser sein. Weit vorne sieht man eine grosse Brücke. Wir laufen eilig darauf zu, steigen rauf und überqueren den Fluss. Auf der anderen Seite laufen wir der Hauptstrasse entlang, wieder zurück wie wir meinen. Endlich kommt ein Kaufhaus, wir müssen dringend für kleine Mädchen. Als wir aus dem Einkaufscenter kommen haben wir die Orientierung verloren. Zum Glück ist da eine Bushaltestelle. Schuselig lesen wir; Bahnhof. Ok, nehmen wir den Bus. Wann er fährt? Erst in 20 Minuten? In der Zeit können wir doch laufen.

Es scheint als seien wir stadtauswärts unterwegs und die Fahrbahn sieht aus, als ob sie bald in einer Autobahn endet. Nebenan steht eine Zollstelle. Meine Freundin fragt dort nach, ob wir richtig seien. Nein, der Mann will uns den kompletten Weg zurück schicken, bis da, wo uns der Freund aussteigen liess! In der Zwischenzeit kommt der Bus, wir steigen ein. Es tut gut ein bisschen zu sitzen und zu plaudern. Nach einer Weile studiere ich die Anzeigetafel mit den Haltestellen genauer. Da steht wohl Bahnhof, aber nicht Konstanz. Der Fahrer bestätigt, nach Konstanz geht’s in die andere Richtung. Wir steigen aus, trotten über die Strasse und lösen ein neues Ticket. Wir lachen irre und nehmen uns vor nicht zu heulen. Nach insgesamt 2 Stunden, irgendwo im Raum Konstanz, ist es Mittag und wir sind endlich in den Einkaufspassagen. Einen Kaffee haben wir uns redlich verdient.

Während wir rauf und runter fahren im Lago und uns durch die Kleiderläden probieren, mahnt mich die Freundin; du bist eigentlich wegen der Schuhe hier! Als die Ressourcen des Megacenters ausgeschöpft sind, suchen wir uns durch die Gassen. Das meiste haben wir, nicht aber die Schuhe. Unsere Füsse werden immer schwerer, endlich werde ich fündig. Zufrieden, dass alles noch ein gutes Ende gefunden hat, machen wir uns auf zum Bahnhof. Ich freue mich, dass ich mein Billett mit Rekascheck zahen kann. Der Zug fährt auch schon ein. Eine Möwe spaziert übers Perron. Wir sitzen am Fenster und bewundern glücklich unsere Erungenschaften. Typisch Mädels! Da schreie ich auf; „Dein Hackfleisch! Willst du nochmals aussteigen?“ Müde schüttelt sie den Kopf, heute Abend wird es was anderes geben.


Momo Appenzeller,
18.6.2018, 117. Jahrgang, Nr. 169.

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