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«Wandzeitung» vom 12.5.2018:

Vieles, was Volksmund, Politik, Medizin, Finanzwelt et cetera behaupten, stimmt nicht:

Halb- und Unwahrheiten.

Früher gab man den Kindern zum Znüni oder Zvieri rohe Rüebli zu essen. "Wenn du die isst, siehst du besser" oder "Wenn du die isst, brauchst du nie eine Brille." Später, diese Rüebli-Generation war schon längstens erwachsen, wurde bekannt, dass der menschliche Körper die Vitamine der Karotten nur dann aufnimmt, wenn er sie zusammen mit Fett verzehrt. In einer Salatsauce zum Beispiel oder mit Butter angebraten. Der Volksmund behauptet noch gerne etwas, und dann ist diese angebliche Wahrheit, genauso wie das Rüebli damals, in aller Munde.

Zum Beispiel die Mär darüber, dass es sich steuertechnisch lohnt, eine Hypothek zu haben. Es kommt immer darauf an. Hat zum Beispiel jemand eine relativ kleine Hypothek auf das Haus, sagen wir 100'000 Franken, zahlt diese/r Jemand der Bank um die 1'200 Franken Zinsen im Jahr. Die Ersparnis, welche die Hypothekarschuld einbringt, beträgt aber nur um die 500 Franken. Der Jemand zahlt also jährlich 700 Franken drauf. Halb- und Unwahrheiten gibt es in allen Bereichen unseres Lebens, eben auch in der Finanzwelt. Und in der Politik und Medizin. Nehmen wir das Beispiel "Krebserkrankung": Man sagt, dass wenn fünf Jahre nach dem Ausbruch einer Krebserkrankung die Krankheit nicht mehr nachweisbar ist, der Patient als geheilt gilt. Aber was ist mit den Menschen, die nach diesen fünf Jahren an einer Metastase sterben? Die Statistik wird nicht nachträglich angepasst.

Die Chemotherapie gilt noch immer als einzige effektive Therapieform, nachdem der Tumor entfernt worden ist. Eine Chemotherapie ist heutzutage der zweite Schritt nach der Operation. Auch wenn es eine weniger aggressive und kostengünstigere Behandlung gäbe; wir wissen es nicht. Es existiert aber mindestens eine Statistik, die besagt, dass man nach einer Tumor-Entfernung länger lebt ohne Chemotherapie als mit. Sicher ist, dass die Pharmakonzerne über unsere Krankheitsbilder wachen, um daran zu verdienen.

Eigentlich gibt es fast nichts, von dem man unterschreiben kann, dass es tatsächlich stimmt. Ausser, weshalb es Tag und Nacht gibt und Ebbe und Flut und dass wir alle irgendwann sterben. Und niemand, absolut niemand, mit Sicherheit weiss, wann. Ausser man bringt sich um, aber das zählt hier nicht. Nicht immer erreichen Halb- und Unwahrheiten ein tragisches Ausmass. Bis vor kurzem dachte ich zum Beispiel, dass man zum Kochen einen günstigen Wein verwendet. Das sagt man doch so, oder? Verleger Guido Blumer belehrte mich eines Besseren. Er koche nur mit teurem Wein, das Essen würde viel besser. Verstehen Sie mich richtig; ich meine jetzt nicht, dass er den guten Wein trinkt, während er kocht.

Gehen wir zum Sport: Es ist Frühling, und täglich joggen Frauen und Männer an meinem Heim vorbei. Die denken wohl alle, Joggen sei gesund. Dabei ist Joggen doch schlecht für die Gelenke, das weiss man doch. Obwohl... es gibt Studien, wonach jahrelange Jogger weniger oft Arthrose haben als Menschen, die nicht freiwillig rannten. Die Meinungen gehen auseinander. Heute, wo wir Zugang zu so viel Information haben, wissen wir oft trotzdem nicht, was stimmt und was nicht. Es kommt wohl immer darauf an...


Rosmarie Schoop,
12.5.2018, 117. Jahrgang, Nr. 132.

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