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«Wandzeitung» vom 8.11.2014:

Bierseligkeit kontra Griesgrämigkeit:

Ozapft is!

Jo mei! Das war ja so a Schmarrn, wo ich da letztes Mal an dieser Stelle verzapft hab. Winterthur sei griesgrämig und gar nicht sexy. Das Gegenteil ist wahr – jedenfalls am Oktoberfest und das findet schliesslich jedes Jahr statt – und immer mit gewichtiger Regierungsbeteiligung. Das Oktoberfest ist deshalb fast so etwas wie eine offizielle Winterthurer Veranstaltung. Da strömen die jungen und nicht mehr ganz jungen Madln mit ihren adretten Dirndln und strammen Wadln in Scharen auf die «Wiesn», was im winterthurerischen Fall die Reithalle ist, begleitet von feschen Deppn und Hirschen in Krachledernen und wollenen Strümpfen. Hoppe, hoppe Reiter, wenn sie schreit dann fällt er, fällt er in den Graben, fressen ihn die Raben, fällt er in den Sumpf, macht der Reiter PLUMPS. Aber halt: Das kommt erst ganz am Schluss.

Die wunderlichen Faschings-Umzüge, die mit den ersten Herbstnebeln durch die Altstadtgassen Richtung Reithalle ziehen, signalisieren uns: Ozapft is! Das Bier spritzt in alle Richtungen. Das sieht ein bisschen unanständig aus, gehört aber dazu. Auf der Alm und am Oktoberfest da gits ka Sünd! Zenzi, no a Mass für mich und mein Gschbusi! Und dann rauf auf die Bänke, rauf auf die Tische: «...oans, zwoa, gsuffa», «...ein Prosit der Gemütlichkeit»,«...Haudi Gaudi», und gerne auch Helene Fischer: «...atemlos durch die Nacht, bis ein neuer Tag erwacht. Atemlos einfach raus, deine Augen ziehen mich aus.» Wo man singt, da lass‘ dich ruhig nieder: Böse Menschen haben keine Lieder. Die Röcke wippen, die Wadl zittern und die Depf hüpfen. Bratzn weg! Heissa! So a Gaudi! Eine trübe Tasse, wer sich dem fröhlichen Saufreigen verschliesst. Brot und Spiele will das Volk, nicht Defizite und Sparübungen bei den Ärmsten! Also: Augen zu und durch! Man gönnt sich ja sonst nichts.

Wir sind Oktoberfest! Die Trachtenveranstaltung zieht die Massen an. Die Stadt versinkt in Bierseligkeit. Das Rudelsaufen hat seinen Preis: Die Taxichauffeure beklagen sich über besoffene Gäste. Moralische Appelle der Veranstalter für Mässigkeit beim Biergenuss verhallen weitgehend ungehört. Schliesslich will man sich sein Bierfest nicht vermiesen lassen! Aber was feiern wir denn eigentlich? Das Bier? Den Oktober? I woass ned! Egal! Wen kümmerts! Hauptsache, die Post geht ab!

O-Ton aus einem Interview mit dem Marketing-Verantwortlichen des Oktoberfests. Welches ist ihr aktuelles Lieblingswort: Prost! Ihr aktueller Lieblingssatz: Wo sind die Krüge? Ihr Lieblingsgadget: Oktoberfestschnupf. Ihre Lieblingswebsite: www.oktoberfest.ch. Ihr Winterthurer Lieblingsevent: Oktoberfest! Der schönste Ort in Winterthur: die Reithalle während des Oktoberfests.

Na dann: Prosit und bis zum nächsten Jahr! Grüss Gott! Servus! Vui Spass!


Kathrin Bänziger,
8.11.2014, 113. Jahrgang, Nr. 156.

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