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«Wandzeitung» vom 9.6.2018:

EIN SATZ, Tropical Beat, es wird Regen geben.

SMUDO VON FANTA 4.

Für die weniger Informierten unter uns – ich wollte eigentlich schreiben, die weniger Begabten, aber wir wollen nicht schon im ersten Satz diskriminieren, später ist immer noch früh genug – sei zuerst einmal erklärt, was Smudo und Fanta 4 bedeuten. So viel sei vorweg verraten: um eine Getränkesorte geht es nicht. Smudo ist ein Mitglied der Fantastischen Vier, einer Hip-Hop-Gruppe aus Stuttgart, die seit 1989 mit Poesie, Rhythmus und Melodie überzeugt. Er ist derjenige mit dem dicken Pulli an, Mann. Aber natürlich hat das, was jetzt folgt, überhaupt nichts mit Pullis oder Hip-Hop zu tun, ätsch.

Ich muss zugeben, dass ich neben vielen andern Gespaltenheiten auch unter jener leide, dass ich den Klimawandel als belastend empfinde, die Auswirkungen jedoch als alles andere. Der herrliche Frühsommer versetzt mich in beste Stimmung. Unter der Hitze leide ich kaum, selbst wenn ich mich auf dem Velo den hohen Ozonwerten aussetze. Das Kopfweh kommt vom kühlen Wein, der ebenfalls bestens zur aktuellen Saison passt. Was nicht heissen soll, dass man ihn zu andern Jahreszeiten nicht geniessen soll. Woher das Kratzen im Hals stammt, wissen die Geier, die möglicherweise bald auch real und nicht nur im übertragenen Sinn hier siedeln. Eventuell vom Mandelgebäck. Wird schon nicht so schlimm sein. Es wird ja eh alles nicht so heiss gegessen, wie es gekocht wird. Weder der Klimawandel noch das Mandelgebäck.

Das zweitägliche Gewitter erinnert mich an einen Tropenurlaub, den ich unlängst genossen habe, wobei sämtliche noch nicht ausgeräumten ökologischen Bedenken von den blauen Wellen weggespült wurden. Es würde mich nicht wundern, wenn eine Palme – ein invasiver Neophyt – auf meinem Balkon heimisch würde, um die sich eine züngelnde Python windet, der ich den lärmigen Nachbarn zum Frass vorwerfen könnte. Schliesslich habe ich jahrzehntelang über die Geranien gelästert, die hierzulande das Geschmacksmonopol für Aussenwohnräume darstellen. Noch befinden sich die Affen unten auf der Strasse, aber vielleicht turnen schon bald welche durchs mit Wedeln bedachte Geäst. Ich muss nach einem geeigneten Topf schauen, damit die Palme nicht samt den Affen und der Python kentert, wenn dereinst der Hurrikan durch die kleine, beinahe grosse Stadt, die wir alle gut kennen, pfeift.

Dass ich beim Hagelsturm, der kurz vor der Niederschrift dieser Kolumne tobte, mit einem Cabrio unterwegs war, sprengt den Rahmen der Geschichte. Nur so viel: Vielleicht liegt ökonomisches Potenzial in einem Kombi aus umweltschädlichem Gefährt und Badewanne. Ökologisches wohl nicht.

Aber sommerlich phantastisch sind sie allemal: Palme, Python, Affen. Vielleicht kommt ja noch ein Element dazu, damit die fantastischen vier komplett sind. Vor meinem Fenster musizieren müssen sie allerdings nicht zwingend.

 


Adrian Ramsauer,
9.6.2018, 117. Jahrgang, Nr. 160.

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