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«Wandzeitung» vom 7.3.2018:

Tag für Tag ist der Himmel als düstere Masse zu erkennen, das schlägt aufs Gemüt:

Licht ist die Nahrung der Seele.

Okay, wenn es ums natürliche Licht geht, bin ich schlecht im Schwärmen. Ich stelle einfach fest, dass es in unserer wunderschönen Gasse, dem Winterthurer Obertor, seit Mitte des vergangenen Oktobers nur selten direkte Sonnenstrahlen zu sehen gibt. Zumeist war es so zappenduster, dass ich während dem Arbeiten das helle Seelenlicht im Wohnraum anschalten musste, damit ich wenigstens nicht vergesse, wie künstlich erhellte Innenräume aussehen. Klar ist natürliche Erleuchtung in Naturgebieten und Wohnzonen das Schönste, was das menschliche Auge sehen darf und kann. Und zugegeben, an einem Dienstag im Februar, erreichten die Sonnenstahlen die Altstadt nachmittags zwischen immerhin zwei und drei Stunden.

Aber einige Tage darauf denke ich schon wieder, dass es wiederum den ganzen Tag über Nacht ist. Während Wochen! Klar ist es noch nicht aller Tage Abend, und selbstverständlich verehren wir auch die verdeckte Sonne, sie gibt ja bei jeder Wetterlage allemal eine gewisse Wärme ab. Also gilt es doch auch nächtens, dass die universalen Strahlen selbst im Dunkeln Wärme in die Düsterkeit bringen, einfach weniger, als tagsüber. Zahlreiche weise Persönlichkeiten beschäftigen sich tagein, tagaus mit dem überaus lebenswichtigen Licht:

Mahâbhârata verbreitet die Weisheit: «Wenn einer alle Wesen mit ruhigem Selbst in seinem eigenen Herzen fühlt, dann dient er sich selbst als Licht und gelangt aus dem Verborgenen zu den allerhöchst Erhellten.» – Schiller intonierte: «O eine edle Himmelsgabe ist / Das Licht des Auges. – Alle Wesen leben / Vom Lichte, jedes glückliche Geschöpf, / Die Pflanze selbst kehrt freudig sich zum Lichte.» – Und Essaias vertritt seine kritische Weisheit: «Es ist eine grosse Einfalt, seinen eigenen Glanz zu verschleiern, um mit einem geborgten Licht zu leuchten.»

Vor lauter gefühlter Düsterness beziehungsweise innerer Unzufriedenheit bezüglich des dunkel wahrgenommenen Wetters, sollte wohl männiglich über die eigenen Bücher gehen, respektive mal gucken, ob es in einem selbst heller ist, als es draussen empfunden wird. Vermutlich kann man ja alleweil in sich hineinhören und übers Hirn die innere Ruhe finden, indem man sich hinlegt, die Augen schliesst und sich auf innere Helle konzentriert: Licht geliebtes, es hat doch für uns alle Menschen genug davon, in einem und draussen vor der Tür, ennet der Augenlieder. Wer intensiv an Licht denkt, wird von selbst Licht spüren, erfahren, dass Hell und Dunkel gewiss im Menschenleben im Lot sind, ausser man ist personaliter in Rand und Band und genisst die Düsterness.

Ambrose Bierce hat nicht umsonst in die Welt gedacht, dass ein Hellseher meist eine Person weiblichen Geschlechts ist, die zu sehen vermag, was ihrem «herrlichen» Kunden verborgen bleibt: dass er ein Schwachkopf ist. Liebe Sonne, zeig Dich wieder, mach ein freundliches Gesicht.


Guido Blumer,
7.3.2018, 117. Jahrgang, Nr. 66.

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