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«Wandzeitung» vom 5.3.2018:

Wenn Unkenntnis das Grundsystem des Körpers schädigt:

Medizin aus der Farbbüchse.

"Naturheilpraxen, die der verlängerte Arm der klassischen materiellen Medizin sind, bieten unserer Gesellschaft keine echten Alternativen." Dieser Satz aus meiner letzten Kolumne hat zu Missverständnissen geführt. Ich wurde gefragt, ob ich als Mensch mit Wissen um die Pflanzenheilkunde gegen Naturheilpraxen bin. So muss ich jetzt differenzieren. Ich will vor allem erwähnen, dass historisch die klassische materielle Medizin, wie sie heute das Grundsystem des Gesundheitswesens bildet, ihre Wurzeln in der Textilindustrie des späten 19. Jahrhunderts hat und sich keineswegs aus der Pflanzenheilkunde entwickelt. Die chemische Industrie in Basel, die vor gut hundertfünfzig Jahren schon bald zum wichtigsten Industriezweig der Schweiz wurde, extrahierte seit 1858 Hilfsstoffe zur Farbenproduktion aus Farbhölzern.

Hier wurde auch der Farbstoff Azalein produziert. Sandoz belebte den Umsatz mit risikofreudigen Lieferungen von Farbstoffen auf Kredit nach Asien. Seit etwa 1885 kam die Herstellung von synthetischen Medikamenten zur Farbenchemie hinzu. Hoffmann-La Roche gründete 1896 in Basel sein chemisches Unternehmen und spezialisierte die Textilindustrie (zur Herstellung von Farbstoffen und Farben) zunehmend auf die Heilmittelchemie, auf Haltbarmacher von Lebensmitteln und Spritzmittel für die Landwirtschaft. Heute sprechen wir von der Pharmaindustrie.

Naturheilpraxen bieten unserer Gesellschaft immer dann die echten Alternativen zur heutigen Pharmaindustrie an, wenn sie mit ihrem Wissen in Pflanzenheilkunde das Heilbestreben des Körpers unterstützen und selbst chronische Krankheiten wie Langzeitleiden, Vergiftungen, Tumore und Entzündungen heilen können. Ich weiss, ich bewege mich hier auf einem heissen Terrain. Doch kommen wir nicht darum herum, neue Modelle im Gesundheitsmanagement zu finden und mittelfristig umzusetzen. Das Gesundheitswesen muss sich dem Regulations- und Dysregulationssystem des Körpers anpassen, und nicht der Körper dem Grundsystem des heutigen Gesundheitswesens. Wir müssen lernen zwischen Prävention und Intervention auch in der Komplementärmedizin zu unterscheiden und die Fragen nach der Abrechnung in der Grundversicherung und Zusatzversicherung neu zu deklarieren. Eine Kranio kann den Körper im Heilbestreben unterstützen oder präventiv gesund erhalten, doch ein chronisches Leiden heilen, kann sie wie Lebensmittelzusatzstoffe nicht. Wenn ich auf klassisch-ärztliche Verordnung zum medizinischen Masseur gehe, um die Faszien zu lösen, und gleichzeitig die Folgeprodukte der Textilindustrie des 19. Jahrhunderts schlucke: Wen wundert's, wenn ich dennoch auf dem Operationstisch lande und mein Hüftgelenk saniere. Eine echte Alternative ist das nicht.

Welche Komplementärmedizin kann auch chronische Erkrankungen heilen? Welche Heilpraktiken können akute Erkrankungen ausheilen oder gar vermeiden, um Spätfolgen zu verhindern? Dazu kann nur die Pflanzenheilkunde Antwort geben. Diese Pflanzenheilkunde, die sich komplex-kausal dem Heilbestreben des Körpers zuwenden und Impulse geben kann, gibt es länger. Es mangelt am heutigen Gesundheitswesen, das historisch-medizinisch Farbe bekennen soll.

 


Heiner Dübi,
5.3.2018, 117. Jahrgang, Nr. 64.

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