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«Wandzeitung» vom 5.5.2018:

Winterthur hat ein Problem, Konflikte müssen geführt sein:

Wege aus dem Teufelskreis.

Der vergangene Sonntag hätte in die Hosen gehen können. Nicht dass es sakrosankt wäre, das Präsidium der Stadt nur einer Person beizumessen. Aber die Art und Weise, wie der Wechsel zustande gekommen wäre, hätte zu einem Desaster geführt. Ich bin erleichtert, dass Mike mit 3000 Stimmen Vorsprung wieder gewählt worden ist. Bestätigt würde ich nicht sagen. Denn 3000 Stimmen sind auf die Bevölkerung bezogen gering. Wäre ein anderer Prozentsatz an die Urne gegangen, hätte das Steuer auch anders ausschlagen können. Etwas Glück war schon dabei!

Eigentlich politisieren links und rechts in Winterthur sehr ähnlich. Ist das der Grund, warum der Wahlkampf ums Präsidium so persönlich, verletzend ausgetragen worden ist? Entgegen allen öffentlichen Statements hat der Stadtrat die Affäre um das Stadtwerk schlecht gelöst. Er hatte nämlich das Kollegialitätsprinzip verletzt. Diese Verletzung wurde nie kommentiert. Auffallend ist, dass bei diesen Wahlen zwei der bürgerlichen Exponenten, die auffallend laut Personenpolitik betrieben haben (und heute noch in den Köder beissen), von den Winterthurerinnen und Winterthurern bewusst oder wohl unbewusst nicht mehr im Gemeinderat bestätigt sind. Auch das wird nicht kommentiert. Mit der Verletzung des Kollegialitätsprinzips hat der Stadtrat vor zwei Jahren einem Teufelskreis Tür und Tor geöffnet. Die wichtigste fachliche Kompetenz, das Folgebewusstsein, blieb damals auf der Strecke. Die Frage stellt sich, wie nun wieder genügend Sauerstoff in die Stadt gepumpt werden kann. Da ist guter Rat im wahrsten Sinn teuer.

Meine Zeilen sind keine Polemik. Denn Teufelskreise sind dazu da, keine Auswege zu finden! Jedes Ausscheren wird zuerst einmal bestraft und macht Bauchweh. Kein Mensch kann freiwillig über den eigenen Schatten springen! Also muss eine andere Lösung her. Das Regieren unserer Stadt lässt sich nicht auf Kugelschreiber und Weisswein reduzieren. Zwischen beiden liegen ungeahnte Tiefen. Sie sind derart komplex, dass sie kausal beinahe nicht auszumachen sind. Konflikte sind vorprogrammiert. Es gilt sie anzusprechen. Konflikte müssen geführt sein! Dann gibt es immer eine gute oder schlechte Lösung. Wenn aber unsere gewählten Stadträtinnen und Stadträte Konflikte akzeptieren, gibt es keine Lösungen. Das ist das Problem, das sich im Wahlkampf ums Präsidium gezeigt hat. Der Schlagabtausch zwischen den beiden war persönlich, behauptend, angriffig oder rechtfertigend. Die Linke hat tatkräftig die Kellen gerührt, und die Rechte den Stadtpräsidenten viel zu lange im Regen stehen lassen. Sie hätten ihn haarscharf dem Bauernopfer Preis gegeben – ohne den Konflikt in der Stadt zu führen! Das war schlechte Strategie.

Dass Jürg Altwegg ein gutes Rennen macht und Josef Lisibach abgewählt werden wird, war schon nach der Verletzung des Kollegialitätsprinzips vorauszusehen. Wenn wir nun in die Zukunft schauen, müssen sich Menschen exponieren und die komplex-kausalen Problemstellungen unserer Stadt künftig ursächlich lösen und kommunizieren. Dann, ja nur dann werden sie wiedergewählt und bestätigt – oder eben im Amt gelassen oder überzählig.


Heiner Dübi,
5.5.2018, 117. Jahrgang, Nr. 125.

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