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«Wandzeitung» vom 4.6.2018:

Rosen sind nicht jedermanns Sache.

Freiluftkultur in Winterthur.

Schon von Weitem zogen betörende Düfte in meine Nase. Diesmal nicht von den Linden oder den Zimtrosen und auch nicht von den Pfingstrosen oder anderen Blüten, die zur Zeit täglich meine Nase erfreuen. Nein, ich war Richtung Altstadt unterwegs, es war kurz vor Pfingsten. Ich war verabredet, wir wollten über den Markt spazieren, da und dort eine Kleinigkeit essen, dem bunten Treiben zusehen und zuhören. Das Wetter passte, viele Menschen waren unterwegs. An verschiedenen Ständen wurden exotische Esswaren und Getränke angeboten. Viele Menschen waren mit fröhlich entspannten Mienen unterwegs. Um spontane Trommelkonzerte herum scharten sich Zuhörende, viele wippten mit den Rhythmen, einige mit verklärtem Gesichtsausdruck.

Kurz darauf die Veltemer Dorfet. Auch hier war das Wetter der Festgemeinde wohlgesinnt. Bei strahlendem Sonnenschein spazierten wir durch den Dorfkern, blieben da und dort stehen, bewunderten den blumengeschmückten Brunnen und setzten uns auf eine Festbank. Jung und Alt war unterwegs, kaum eine Altersgruppe, die gefehlt hätte. Wir betrachteten die ganz Kleinen, die mitsamt Windelpaket und Ballon in der Faust den Eltern hinterher „höselten“, die etwas Älteren die hoffnungsvoll etwas faselten von „….meinen Franken verloren, haben Sie den ev. gefunden oder könnten mir einen schenken…“, Jugendliche am Zuckerwattestand, Alte beim Weisswein. Alle mit entspannten und zufriedenen Gesichtern. Mit einem Lächeln, wenn Bekannte getroffen und begrüsst wurden.

Ganz offensichtlich hat Winti auf Freiluftkultur umgestellt. Das Leben findet wieder vermehrt im öffentlichen Raum statt. Wir scheinen das südländische Flair zu geniessen und zu lieben.

Das kann allerdings auch zu Konflikten führen, wie mir eine liebe Freundin erzählte.

Es geht um die Rosen. Rosen, die der Hauswand entlang wachsen und wunderbar blühen. Rosen sind aber nicht jedermanns Sache. Es kann nämlich sein, dass so eine Rose quasi fremdgeht, Richtung Fassade des Nachbarhauses wächst und dort blüht.

Stellen Sie sich vor, sie mögen Rosen nicht und trotzdem wächst eine bei ihrem Nachbarn, bildet einen Seitentrieb und blüht vor ihrer Fassade! Geht gar nicht!

So geschehen in der Winterthurer Altstadt. Es kam zu einer verbalen Reaktion, die über mehrere Häuser hinweg zu hören war. Ein paar Tage später setzte sich ein Nachbar auf die Fensterbank des Rosenverächters, um mit einem Bekannten zu plaudern, weil die Sitzbank vor seinem Haus schon von anderen Personen besetzt war. Freiluftkultur pur.

Das war aber für den Rosenverächter zu viel: Nicht nur Rosenblüten vor der Fassade des eigenen Hauses, nein, da sass tatsächlich noch ein Mensch auf der Fensterbank, quasi als zusätzliche Verunstaltung. Auch wenn der Hausherr nicht im Parterre wohnt, was zu viel ist, ist zu viel. Erneut kam es zum Wortgefecht, das diesmal aber ausartete, handgreiflich wurde und damit endete, dass sich der Rosenverächter auf dem Rücken liegend im Kies wiederfand.

Mir bleibt ein innerliches Grinsen: Offensichtlich führt Freiluftkultur auch zu mehr Emotionalität. Sei`s drum.

 


Marlies Bänziger,
4.6.2018, 117. Jahrgang, Nr. 155.

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Standpunkte:

6.6.2018, 12:14 Uhr.

Arthur schrieb:

Bravo sehr gut


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