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«Wandzeitung» vom 19.2.2018:

Die schwierige Entscheidung

Nielsern oder Gendern?

Es fällt mir schwer, mich zu entscheiden. Nicht nur jetzt, mit diesen beiden Dinge, sondern meistens überhaupt. Zwischen Nielsen und Gendern gibt es Unterschiede: Nielsern können längst nicht alle, Gendern hingegen schon. Nielsern kann man nur, wenn man autoritär, forsch, unangenehm ist und deshalb oft kritisiert wird, nicht nur im Betrieb, sondern vor allem in den Medien. Wichtig ist auch noch, dass man nicht so gut arbeitet und einiges unter den Tisch wischt, noch wichtiger: dass man völlig unerwartet das Handtuch wirft und sich nicht mehr wählen lässt. Das Schöne am Nielsern ist, dass man zum Abgang ein Geschenk erhält, wahrscheinlich als Dankeschön, dass man endlich geht. Der Spass geht (wieder einmal) auf Kosten der Steuerzahler - die Abgängerin erhält 850 000 Franken.

Und da wäre ich schon beim Gendern: Abgängerin, geht’s noch? So ähnlich fühle ich mich, wenn auf der Einladung zur Generalversammlung steht: "Liebe Mitgliederinnen und Mitglieder". Und jetzt, liebe Leserinnen und liebe Leser, wird’s politisch! Denn die gendergerechte Kommunikation treibt skurrile Blüten. Ein kleines Beispiel: "Wer hat seinen Schirm vergessen?" In diesem scheinbar harmlosen Sätzchen offenbaren sich alle Abgründe einer verachtenswerten Männergesellschaft - das schreibt uns Claudia Wirz in er NZZ vom letzten Dienstag. Das Wort "wer" und das Pronomen "seinen" löschen die Frau aus und verschleiern sie gründlicher als jede Burka. Eine Frau kann sich von solcher Männersprache unmöglich angesprochen fühlen.

Luise Pusch verfolgt seit Jahrzehnten das Ziel, die deutsche Sprache zu entpatrifizieren. Sie will den Leuten das Weibliche "intensiv in die Gehirne einimpfen". Das ist nicht ganz einfach. Das Maskulinum hat seine eigene Logik, die man erst bemerkt, wenn es abgeschafft wird. "Die Frauen sind die besseren Autofahrer" geht überhaupt nicht, die genderische Sprachkritik wird unverzüglich einschreiten. Aber eine Umformulierung zu "Die Frauen sind die besseren Autofahrerinnen und Autofahrer" ist absurd. Wie dann? Die Genderforschung produziert haufenweise Ideen, und Luise Pusch empfiehlt, von der binären Geschlechterordnung abzukommen. Niemand glaube allen Ernstes, dass es nur Männer und Frauen gibt: hier kommt laut Pusch am besten das Neutrum zum Zug. Sei meint, dass sich dann ALLE angesprochen fühlen. Statt "Wer wird der nächste Bundeskanzler?" soll es heissen "Wer wird das nächste Bundeskanzler?" Sagen Sie nicht, das klinge bescheuert, denn an den Universitäten von Zürich und Bern wird jetzt an politisch korrekten Umgangsformen gedrechselt. Sie möchten das Denken weg vom Maskulinen bringen. In Bern sind es 44 Seiten mit Belehrungen. Von der Doppelnennung über das Binnen-I und dem Schrägstrich bis zum Unterstrich und dem Genderstern gibt es alles. "Nur eines ist pfui: das generische Maskulinum". Warum und mit welchen Recht sich Universität um ideologische Anleitung kümmern? Das ist mir unklar und suspekt.

Zum Schluss nur noch ein inklusiv-sprachliches Stelleninserat von Luise Pusch: "Gesucht wird ein katholisches Theologe, das sich in feministischer Theorie auskennt. Es darf auch verheiratet sein."


André Bernard,
19.2.2018, 117. Jahrgang, Nr. 50.

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